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Klangzauber der Vielfalt: Das Musikfest Berlin lockt mit außergewöhnlichem Programm

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Von Barbara Hoppe.

Wenn bei sommerlichen Klassik-Festivals die letzten Töne verhallen, ist es wieder soweit: Mit dem ausklingenden Sommer startet die Berliner Konzertsaison traditionell mit dem Musikfest Berlin. Bereits zum 19. Mal empfangen die Berliner Festspiele in Kooperation mit der Stiftung Berliner Philharmoniker das Publikum mit einem rund dreiwöchigen spektakulären Auftaktprogramm.

Schon das Eröffnungskonzert mit dem Royal Concertgebouw Orchestra unter der Leitung von Iván Fischer stimmt mit Gustav Mahlers Siebter Symphonie ein auf das Musikfestprogramm voll kompositorischer Opulenz. Jörg Widmann komplettiert mit seiner Komposition „Das heiße Herz“ den ersten Abend. Mit den Berliner Philharmonikern wird er während des Festivals erstmals auch als Dirigent des Orchesters auf der Bühne stehen.

Insgesamt stehen in diesem Jahr 28 Veranstaltungen auf dem Programm. 25 Orchester, Instrumental- und Vokalensembles sowie über 50 Solisten präsentieren über 60 Werke von rund 45 Komponisten. „Es ist uns ein großes Anliegen, internationale Ensembles mit besonderen Programmen zu präsentieren und Projekte hörbar zu machen, die sonst vielleicht nicht nach Deutschland gekommen wären“, erläutert Winrich Hopp, künstlerischer Leiter des Musikfests.

Auch eine Reihe von Jubiläen werden begangen. Das Bayerische Staatsorchester feiert seinen 500. Geburtstag, das Rundfunk-Sinfonieorchester blickt auf 100 Jahre Konzertgeschichte zurück und auf immerhin 75 Jahre kommt der RIAS Kammerchor Berlin. Während sich letzterer zusammen mit dem Freiburger Barockensemble der historischen Aufführungspraxis widmet, präsentieren die beiden Orchester unter ihrem gemeinsamen Leiter Vladimir Jurowski jeweils ein Programm mit einem Klavierkonzert von Thomas Adès und der dritten Symphonie der ukrainischen Komponistin Victoria Vita Polevá. Anlässlich des 150. Geburtstags von Sergej Rachmaninow spielt das Rundfunk-Sinfonieorchester zudem dessen selten gespielte letzte Symphonie. Das Israel Philharmonic Orchestra, das mit seinem neuen Chefdirigenten Lahav Shani anreist, bringt sein letztes Orchesterwerk, die „Sinfonischen Tänze“ Aufführung. Der Rundfunkchor Berlin ehrt den Komponisten mit seiner „Ganznächtlichen Vigil“ stimmungsvoll in der Gethsemanekirche.

Doch nicht nur Jubiläen gehören zum diesjährigen Repertoire des Festivals. Ob Hildegard von Bingen, Clara Schumann, die aus Südkorea stammende Komponistin Unsuk Chin oder Werke der US-amerikanischen Komponistinnen Julia Adolphe und Elizbeth Ogonek – die Vielfalt des Programms erststreckt sich über große Zeiträume und viele Länder. „Es gibt nicht den „einen“ Schwerpunkt in diesem Jahr, das würde bei den vielen Orchestern, aber auch bei den vielfältigen Interessen unseres großen Publikums gar nicht möglich sein“, betont Winrich Hopp. „So schlägt Kirill Petrenko gleich an zwei Abenden einen großen Bogen mit Musik von Xenakis, Hartmann und Kurtàg sowie einer Uraufführung eines Werkes von Martón Illés“, führt Hopp aus. Neben der neuen Chefdirigentin des Konzerthausorchesters, Joanna Mallwitz, debütiert auch die litauische Top-Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla beim Musikfest Berlin. Mit Gustav Mahlers „Auferstehungssinfonie“ gestaltet sie gemeinsam mit den Münchner Philharmonikern und dem Philharmonischen Chor München ein abendfüllendes Erlebnis.

„Ein besonderes Ereignis ist sicherlich das Deutschland – Debut des Māhbānoo Ensembles aus dem Iran am 16. September“, so Winrich Hopp über den persischen Akzent im Programm. Als reines Frauenensemble hat es im Iran Aufführungsverbot, was der digitalen Verbreitung ihrer Studioaufnahmen jedoch keinen Abbruch tat. Die Uraufführung des neuen Werkes „My Persia“ von Wolfgang von Schweinitz einen Tag zuvor läutet diese kleine Reihe „west-östlicher Begegnungen“ ein und wird ergänzt durch die Improvisationskunst des iranischen Tar- und Setar-Virtuosen Majeed Qadiani.

Mit über 50 Prozent zeitgenössischer Werke im Programm setzt Winrich Hopp sicher auch ein Zeichen in Richtung Zukunft: „Was „klassisch“, was „modern“, was „aktuell“, was „traditionell“ ist, wird jeden Tag neu verhandelt. Vielfalt ist nicht einfach „da“. Man muss sie erfahrbarmachen“, ist er überzeugt.

Musikfest Berlin
26. August bis 18. September 2023
Zum Programm

Der Text erschien ebenfalls in der Beilage “Berliner Bühnen” der Berliner Morgenpost, Ausgabe September 2023.

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