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Wandern bei Nacht: John Lewis-Stempels poetische Reise durch die nächtliche Natur

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Literatur

Von Barbara Hoppe.

Wer hätte gedacht, dass es eine International Dark-Sky Association gibt? Nun, angesichts greller Großstadtlichter, die einem selbst dann noch entgegenfunkeln, wenn man kilometerhoch im Flugzeug sitzt, wundert es nicht, dass es so manchem zu viel wird mit dem Licht. Licht, dass die Nachtruhe von Mensch und Tier stört, den Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinander und sensible, nachtaktive Tiere mitunter in Lebensgefahr bringt sowie Zugvögel die Orientierung verlieren lässt. Bereits in dem Jahrzehnt zwischen 1990 und 2000 nahm die Lichtverschmutzung in England um 24 Prozent zu.

So erläutert es der britische Autor John Lewis-Stempel seinem Lesepublikum im Nachwort. Freilich hat man zu diesem Zeitpunkt schon sein wunderbares Buch „Wandern bei Nacht“ durchgelesen. In vier Wanderungen – Winter, Frühling, Sommer und Herbst – nimmt uns der Brite, der auch eine eigene Farm bewirtschaftet, mit auf eine poetische Reise durch die Dunkelheit. Angst braucht man auf diesen nächtlichen Spaziergängen keine zu haben. Jenseits von Straßenlaternen, zwischen Wald, Fluss, Hügel und Feld, zeigt sich das nächtliche Treiben in seiner ganzen Faszination: Große, mächtige Hasen boxen auf dem gepflügten Feld, Fledermäuse kreuzen den Weg, der Fuchs beobachtet still und Frau Igel grüßt den einsamen Wanderer jeden Abend freundlich mit einem Kopfnicken.

Cover: DuMont Buchverlag

Seine Nachtnotizen ergänzen die Wanderungen und sind das Pendant zum geläufigeren Tagebuch, in denen der Autor einzelne nächtliche Beobachtungen festhält. Man staunt, wie unterhaltsam und inspirierend Naturbeschreibungen sein können. John Lewis-Stempel ist ein Meister des „Nature Writing“, einer, der sofort Lust macht, erst innezuhalten, dann aber aufzubrechen und die Natur vor der eigenen Haustür in nächtlicher Ruhe zu erkunden, nein: sinnlich zu erfahren.

So freut es einen umso mehr, dass es inzwischen für Regionen, die einen herausragenden Blick in den Sternenhimmel bieten, die Auszeichnung International Dark Sky Sanctuary gibt. 18 auf der ganzen Welt sind es inzwischen, zumeist an sehr abgelegenen Orten. Das Prädikat International Dark Sky Reserve hingegen erhalten größere Lichtschutzgebiete. Eines der ältesten dieser Areale ist der Naturpark Westhavelland. Selbst das dichtbesiedelte Nordrhein-Westfalen kann mit einem International Dark Sky Park punkten, dem Nationalpark Eifel. Klänge es nicht so absurd, möchte man angesichts der steigenden Zahl von Dark Sky Schutzgebieten am liebsten ausrufen: Was für ein Lichtblick!

John Lewis-Stempel
Wanderungen bei Nacht. Was wir in der Dunkelheit erleben können
DuMont Buchverlag, Köln 2024
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Hiking at night: John Lewis-Stempel’s poetic journey through nature at night
The International Dark-Sky Association exists in response to the growing light pollution that disrupts the sleep-wake cycle of both humans and animals, endangering migratory birds. Author John Lewis-Stempel describes in „Night Walking“ four poetic journeys through the darkness, enriched with fascinating nocturnal observations. Nature descriptions become entertaining and inspiring notes. The International Dark Sky Sanctuary designation is awarded to locations offering a clear view of the starry sky, while larger light protection areas are recognized as International Dark Sky Reserves. Examples include the Westhavelland Nature Park and the Eifel National Park in North Rhine-Westphalia. The increasing number of such protected areas brings hope and underscores the importance of protecting against light pollution.

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