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Und das beliebteste Tier der Münchner Opernfestspiele 2022 ist…

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oper-beitragsbild…das Füchslein Schlaukopf! Elena Tsallagova als Füchsin und Angela Brower als Fuchs heimsten ebensoviel Applaus ein wie Wolfgang Koch als Förster in Barrie Koskys Meisterregie bei den Festspielen. Von Stephan Reimertz.

Sieben schwerkalibrige Kameras übertrugen »Das schlaue Füchslein« von Leoš Janáček (1924) am Samstagabend zugleich auf eine große Leinwand am Max-Joseph-Platz, wo Hunderte am heißen Sommerabend den Abenteuern von Mensch und Tier folgten, die Janáček in seiner originellen Oper erzählt.

Die Festaufführung wurde zugleich gestreamt. Wie Staatsopernintendant Serge Dorny in seiner Begrüßungsansprache betonte, versteht er die Initiative »Oper für alle«, die seit 25 Jahren in München stattfindet, als eine Einladung an die ganze Stadt, am Musiktheater teilzunehmen. Barrie Koskys Inszenierung hatte am 30. Januar d. J. Premiere und gilt manchem Münchner Opernbesucher als die gelungenste Inszenierung, die die Staatsoper derzeit zu bieten hat.

Und tatsächlich: Die völlig neuartige, feinnervige Musik des böhmischen Kapellmeisters, die subtile Dramaturgie seines selbstgeschriebenen Librettos begeisterten die Zuschauer wieder ebenso wie die mit Charme und Witz, aber auch größter stimmlicher und darstellerischer Disziplin agierenden Hauptdarsteller Tsallagova, Brower und Koch.

Man könnte die mystisch-metaphorische Geschichte über Menschen und Tiere im Wald und an dessen Rand ein »musikalisches Gedicht« nennen, sollte dabei jedoch die philosophischen Implikationen, das Nachdenken über Werden und Vergehen, Sexualität und Generationenfolge, Verhältnis oder vielmehr Nicht-Verhältnis von Mensch und Tier nicht außer acht lassen. Mit meisterhafter Leichtigkeit hat der Dichter-Komponist all diese Seinsfragen in seine darüber hinaus auch noch äußerst charmante und humorvolle Oper gepackt. Ein Wunder der Musikgeschichte, und Regisseur Barry Kosky hat »das Einfache, das scher zu machen ist« mit glücklicher Hand in Bilder umgesetzt. Fuchsöhrchen und Tiermasken hat er weggelassen; die einzigen Masken, die man im Opernhaus sah, waren vereinzelte Coronamasken, die empfohlen aber nicht verlangt wurden.

Robert Jirnda als Kapellmeister und das Bayerische Staatsorchester setzten die überaus reizvolle, indes durchaus schwierige Partitur in eine Klanggestalt von frappanter Eleganz und Detailpräzision um. Aber es war natürlich der Kinderchor der Bayerischen Staatsoper, der die Zuschauer am meisten entzückte. Das Schlaue Füchslein kann uns alle erfreuen und nachdenklich machen. Die Inszenierung von Barry Kosky wird sich hoffentlich lange im Repertoire halten.

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