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„Salomé“ von Richard Strauss bei den Münchner Opernfestspielen

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Spektakuläre Neuinszenierung des Einakters nach Oscar Wilde. Krzysztof Warlikowski besticht durch konsequente Personenregie. Das Bühnenbild von Małgorzata Szczęśniak versetzt uns in die Zeit der Entstehung des Werkes. Der Tanz der sieben Schleier wird ganz neu aufgezogen. Von Irma Hoffmann und Stephan Reimertz.

Krzysztof Warlikowski, bereits legendär durch seine Inszenierung von Henzes Bassariden bei den Salzburger Festspielen und den Gezeichneten von Schreker in München, stellt bei den Münchner Opernfestspielen seine Neudeutung von Straussens Salomé vor und weist sich wiederum als Experte für die Klassische Moderne aus.

Zu Beginn ist die Bühne als Zuschauerraum gestaltet mit Personen, die im Stil der zwanziger bzw. dreißiger Jahre gekleidet sind und ganz und gar abstechen von der Bühne, einer Bibliothek im Stil der frühen Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts.

Marlis Petersen als Tänzerin der sieben Schleier

Später öffnet sich die dreiseitige, bühnenhohe Bibliothek, vollgepackt mit Büchern, zu imaginativen Sequenzen. In manchen Szenen tut sich der Bühnenboden in der Mitte auf, z. B. als Salomé zu Jochanaan herabsteigt und während des Tanzes von Salomé mit dem Tod (Peter Jolesch). Dieser sogenannte Tanz der sieben Schleier ist eine Herausforderung für jede Inszenierung. Die wenigsten Opernsängerinnen können tanzen. Bei den vergangenen Salzburger Sommerfestspielen verzichtete die Hauptdarstellerin Asmik Grigorian gänzlich auf dieses Kernstück der Oper, auf das alles warten. Bei ihrem Tanz mit dem Tod zeigt Sängerin Marlis Petersen in München beträchtlichen tänzerischen Ehrgeiz, so wird diese Schlüsselszene zu einem Glanzstück der Aufführung.

Salomé: Marlis Petersen (Salomé), Pete Jolesch (Tänzer)  © Wilfried Hösl
Salomé: Marlis Petersen (Salomé), Pete Jolesch (Tänzer) © Wilfried Hösl

Aufgesetzte Symbolik

Im Hintergrund läuft eine Videoinstallation mit Fabelwesen, wie z.B. einem Einhorn, das anderen Tieren begegnet (Löwen, Hasen usw.…), die an mittelalterliche Buch-Illustrationen (hier wohl Deckenmalerei der Holzsynagoge von Chodorow, 1941 zerstört), erinnern soll. Die Kostüme der Herren im Stil der zwanziger und dreißiger Jahre sind der Punkt, an dem die neue Inszenierung sich am dichtesten mit der Salzburger Version berührt. In München werden die Juden mit Kippa bedacht. Auf dem Tisch steht ein siebenarmiger Leuchter für Zuschauer, die den Hintergrund der Handlung immer noch nicht verstanden haben.

Lautes Orchester

Kapellmeister Kirill Petrenko schöpft aus dem Vollen. Manchem Zuhörer mag seine Interpretation der Partitur trotz aller Pracht etwas zu vordergründig erscheinen. Oft sind die Sänger gar nicht zu hören – wurden aber vom Münchner Opernpublikum mit rauschendem Beifall bedacht. Marlis Petersen als Salomé ist eine echte Entdeckung. Ihre Kombination von Gesang, tänzerischer und schauspielerischer Kunst ist ungewöhnlich. Umso bedauerlicher, dass ihre Stimme oft hinter dem Orchester verschwand.

Schwerpunkt Erotik

Wolfgang Koch als Jochanaan überzeugte durch seine Stimme. Sein Äußeres, ziemlich runtergerissen, passt nicht ganz zu der anhimmelnd-verliebten Begeisterung der Salomé. Wolfgang Ablinger-Sperrhacke besticht als Herodes mit sehr guter Darstellung des Begehrens und dann der Verzweiflung über die Grausamkeit Salomés und der Angst vor der Strafe Gottes. Die Neuinszenierung an der Bayerischen Staatsoper ist sehr unterhaltsam. Der Schwerpunkt liegt auf den erotischen Szenen, was dem Münchner Publikum sehr gefiel. Alle heimsten rauschenden Applaus ein, besonders Kapellmeister Kirill Petrenko und die Titelheldin.

Bayerische Staatsoper
Max-Joseph-Platz 2
80539 München

Weitere Aufführungen im Oktober

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