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Ein Moment mit … Jazzsängerin Barbara Barth

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Ein Moment mit ... Jazzsängerin Barbara BarthMit dem Jazz entdeckte sie den Variantenreichtum ihrer Stimme. Inzwischen komponiert die Sängerin auch selbst. Kürzlich erschien das Debütalbum „This is… von Barbara Barth, auf dem sechs Stücke aus ihrer Feder stammen.

Feuilletonscout: Sie haben sehr früh mit Musik angefangen. Wie haben Sie Ihre Liebe zur Musik, zum Gesang und schließlich zum Jazz entdeckt? Sie hatten zwar als Jugendliche Gesangsunterricht, aber begonnen hatten Sie ja zunächst mit einem Studium der Psychologie.
Barbara Barth: Das ist eine etwas längere Geschichte. Ich bin nicht so den ganz geradlinigen Weg gegangen. Angefangen mit dem Singen habe ich bereits in der Kindheit im Kinderchor. Schon damals hatte ich den Wunsch, Gesangsunterricht nehmen zu können und nahm ihn dann auch bei der Lehrerin des Chores, als ich 14 Jahre alt war. Das habe ich einige Jahre gemacht. Nebenbei hatte ich auch Klavier- und Querflötenunterricht. Bei uns in der Familie hat jeder ein Instrument gelernt, das war ganz normal. Ich komme zwar aus einem ganz kleinen saarländischen Dorf, aber das wiederum ist sehr musikalisch. Ich habe dort in einem Orchester gespielt und in der Big Band gesungen, in der Schule war es dann die Schulband. So wurde es immer mehr, und gleichzeitig habe ich auch meine Stimme immer mehr entdeckt und gemerkt, dass ich damit ganz gut umgehen kann. Nach dem Abitur war ich aber noch nicht so weit, dass ich mir zugetraut hätte, etwas mit Musik zu machen, obwohl ich schon darüber nachgedacht hatte. Aber ich fand mich nicht gut genug. So habe ich angefangen, Psychologie in Trier zu studieren. Allerdings hatte ich auch dort wieder Gesangsunterricht. Und dieser Lehrer hat mit mir Jazz gemacht. Der Jazz war im ersten Moment also mehr ein Zufallsprodukt. Aber ich war dann schnell angesteckt und habe gemerkt, dass ich beim Jazz meine Stimme ganz anders benutzen kann. Ich habe auf einmal viel weicher gesungen, konnte entspannter singen und viel mehr bei mir sein. Ich hatte das Gefühl, ganz nah an dem zu sein, was ich fühle. Das hat mir total gut gefallen. Wenn ich andere Sachen gesungen habe, hatte ich immer das Gefühl, ich müsste ganz viel nach draußen gehen, immer sehr laut, sehr fürs Publikum präsent sein. Der Jazz passte viel besser zu mir.

Ich habe dann immer mehr in diese Richtung gearbeitet, habe erste Projekte gegründet und neben dem Studium ganz intensiv geübt. Ich hatte auch wieder angefangen, Jazz-Klavierstunden zu nehmen, habe in Combos gespielt und Workshops gemacht. Die Rückmeldungen waren schließlich so gut, dass ich überlegte, wie ich meine Musik mit dem Psychologiestudium verbinden könnte. Mir wurde dann klar, dass sich beides nicht verbinden lässt, wenn ich Musik so machen möchte wie es sich gut für mich anfühlt, wie es mir gefällt und wie man es machen muss, um besser zu werden. Immer wenn ich nach Workshops am Montag wieder an der Uni war, habe ich gemerkt, dass ich die Musik vom Wochenende gar nicht loslassen wollte. Irgendwann habe ich mich dann entschieden, mich an Hochschulen für ein Jazzstudium zu bewerben, Aufnahmeprüfungen zu machen und zu sehen, ob man mich nimmt. Da war ich allerdings schon im achten Semester Psychologie und musste nur noch die Diplomarbeit schreiben und eine Prüfung ablegen. Ich machte meinen Studienabschluss im April und im Mai hatte ich die Aufnahmeprüfung an der Folkwang UdK in Essen. Beides lief parallel und ging dann reibungslos ineinander über.

Feuilletonscout: Mit „This is…“ liegt seit kurzem Ihr Debütalbum vor. Waren Sie zum Erscheinungstag aufgeregt?
Barbara Barth: An dem Datum konkret war ich nicht aufgeregt. Dass das Album im Januar 2015 veröffentlicht würde, stand ja schon im April 2014 fest. Es war dann zwischendurch immer wieder aufregend, wenn neue Schritte anstanden. Aber natürlich war es insgesamt sehr spannend.

Feuilletonscout: Wie war der Arbeitsprozess an dem Album?
Barbara Barth: Mit meinem Quintett arbeite ich ja schon sehr lange, seit Ende 2011, zusammen. Letztendlich hat sich alles zu diesem Album hinentwickelt. Es war gar nicht so, dass ich gedacht habe: Okay, ich möchte eine CD machen. Welche Stücke brauche ich dafür? Welche Band? Das Album war einfach der nächste Schritt. Das Programm hat sich mehr und mehr entwickelt, ich habe immer häufiger auch eigene Stücke komponiert und Auftritte organisiert. So sind wir immer mehr zusammengewachsen. Im Rahmen meiner Abschlussarbeit hatten wir dann auch einen Studiotermin. Dort haben wir die Stücke aufgenommen, die da waren. Daraus ist dann die CD geworden.

 

 

Feuilletonscout: Schreiben Sie oder improvisieren Sie oder anders gefragt: Wieviel Planung liegt in Ihren Songs?
Barbara Barth: Die erste Idee ist immer spontan, improvisiert. Ich habe dann eine Basslinie oder Akkordfolge im Kopf. Wenn ich die Stücke dann weiterschreibe, Melodie und Text hinzukommen, ist das schon mehr Disziplin. Beides wechselt sich ab.

Feuilletonscout: Woher kommt die Inspiration?
Barbara Barth: Das ist ganz unterschiedlich. Alles, was man hört und was man um sich herum hat, ist Inspiration. Andere Musiker, Konzerte, all‘ das inspiriert mich. Es ist immer so, dass am Ende der Komposition auch das herauskommt, womit man sich gerade beschäftigt. Das ist wahnsinnig interessant und dadurch wird jeder Song auch sehr individuell.

Feuilletonscout: Wenn Sie auf das Ergebnis schauen – sind Sie zufrieden? Oder gibt es Momente, an denen Sie nachträglich sagen: „Das hätte man anders machen können, das ist noch nicht perfekt?“
Barbara Barth: Nein, ich bin total zufrieden. Die CD spiegelt genau den Stand der Dinge, wo wir in dem Moment waren. Natürlich entwickelt man sich weiter, aber mit dem Ergebnis von „This is…“ bin ich wirklich zufrieden. Als ich angefangen hatte, zu studieren, war da vielleicht ein vager Gedanke, irgendwann mal eine CD aufzunehmen. Nie hätte ich gedacht, dass ich am Ende meines Studiums ein Album mit eigenen Stücken haben würde. Da bin ich schon ein bisschen stolz drauf. Ich komme nicht aus einer Familie, in der alle schon immer als Musiker selbständig waren. Ich bin die erste, die diesen Weg eingeschlagen hat. Ich staune immer noch ein bisschen über mich selbst und meine Entwicklung.

Feuilletonscout: Sie spielen in verschiedenen Formationen. „This is…“ entstand mit dem Barbara Barth Quintett. Wie hat sich die Gruppe gefunden?
Barbara Barth: Wir haben uns über das Landesjungendjazzorchester Saar und über die Folkwang Universität kennengelernt und dann die Band gegründet.

Feuilletonscout: Die einzelnen Mitglieder des Barbara Barth Quintetts sind alle sehr jung, aber auch sehr starke Musiker mit hervorragenden Ausbildungen. Sehen Sie sich mehr als Individuen oder mehr als Gruppe? Immerhin trägt die Band Ihren Namen.
Barbara Barth: Einen geeigneten Namen zu finden ist unheimlich schwierig. Im Jazz ist es ein kleines bisschen einfacher. Da heißen die Bands häufig einfach wie der Bandleader. Und so war das bei uns auch. Es war einfach ein klassischer, passender Bandname. Ich bin die, die die Stücke schreibt und die Auftritte organisiert. Auf der Bühne allerdings sind wir ein Team, da steht keiner stärker im Vordergrund als der andere. Wir haben alle die gleiche Wertigkeit und Präsenz.

Feuilletonscout: Derzeit sind Sie mit „This is…“ auf Tournee. Was macht für Sie den Unterschied aus zwischen Live-Auftritten und der Arbeit im Studio?
Barbara Barth: Live spielt man mehr fürs Publikum. Im Studio ist man mehr bei sich. Das Bandgefühl ist aber nicht anders. Auch singe ich in beiden Situationen mit gleicher Intensität. Da mache ich keine Unterschiede.

Feuilletonscout: Wie nehmen Sie die Reaktionen des Publikums wahr, wenn Sie live spielen?
Barbara Barth: Man kann die Stimmung des Publikums von der Bühne aus nicht immer genau richtig deuten oder einschätzen. Ich glaube, viele Musiker sind hier sehr sensibel und man muss lernen, damit umzugehen. Denn man kann sich unglaublich schnell von einem Blick verunsichern lassen, den man falsch interpretiert. Andererseits reicht manchmal schon ein Lächeln, um mir unheimlich viel Kraft zu geben.

Feuilletonscout: Wie sind Ihre nächsten Pläne?
Barbara Barth: Ich habe verschiedene Projekte, organisiere Konzerttermine. Und auch mit meinem Quintett stehen in diesem und nächsten Jahr noch einige Aufritte an. Auch kommt im Oktober noch eine weitere CD heraus, auf der ich mit einer anderen Band spiele, mit dem Jazzsextett „JassLab de Cologne“. Wir haben ein Programm mit bearbeiteten Hildegard Knef – Stücken zusammengestellt. Dafür planen wir derzeit die Konzerte. Ansonsten heißt es: Weiterarbeiten und sehen, was passiert. Ich habe zum Glück die Erfahrung gemacht, dass, wenn man dranbleibt, immer wieder etwas Neues kommt.

Feuilletonscout: Was ist Ihr größter musikalischer Traum?
Barbara Barth: Ach, ich bin schon sehr zufrieden, so wie es läuft und wo ich gerade bin. Mein Wunsch ist, noch mehr Projekte machen zu können, von verschiedenen Musikern eingeladen zu werden und noch ein paar CDs zu veröffentlichen, die den Leuten gefallen.

Feuilletonscout: Was sollen die Menschen von Ihnen und/oder Ihrer Kunst in Erinnerung behalten?
Barbara Barth: Dass wir sie berührt haben, dass sie spüren, was wir gespürt haben beim Musikmachen. Dass es traurig oder witzig, schön, spannend oder verrückt war.

Feuilletonscout: Was wären Sie geworden, wenn nicht Jazz-Musikerin?
Barbara Barth: Psychologische Psychotherapeutin. Ich hätte noch die Therapieausbildung gemacht, das war sowieso eingeplant. Zeit- und geldmäßig hätte das keinen Unterschied zum Jazzstudium gemacht. Aber ich habe mich gegen die Therapieausbildung und für die Musik entschieden.

Vielen Dank für das Gespräch, Barbara Barth!

barbara_coverDie nächsten Konzerte:

heute, 28.05.15, 21:00 #
CD Release „This is…“
Lichtburg, Essen

Freitag, 29.05.15, 20 Uhr
CD Release „This is…“ Barbara Barth
Bandfabrik, Wuppertal

Sonntag, 31.05.15, 20 Uhr
CD Release „This is…“ Barbara Barth
LiteraturCafé Goldmund Köln

Donnerstag, 11.06.15, 20 Uhr
CD Release „This is…“ Barbara Barth
Konzerte am Neckar, Neckargmünd // im Duo mit Manuel Krass

Freitag, 12.06.15, 20 Uhr
CD Release „This is…“ Barbara Barth
Jazzhaus Heidelberg // im Duo mit Manuel Krass

Samstag, 20.06.15
Jürgen Bleibel Quartett feat. Barbara Barth
Café Arte, Münster

Freitag, 10.07.15, 20 Uhr
CD Release „This is…“ Barbara Barth
Völklinger Hüttenjazz, Saarland

Weitere Konzerte ab September.
Tourplan hier
http://www.barbarabarth.de/konzerte/

Barbara Barth Quintett
Jazznarts Records (in-akustik, 2015
Lesen Sie, wie andere „This is…“ bewerten

 

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