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„Ein Gentleman in Arles“ oder warum wir Provence-Krimis so lieben

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Rezension von Barbara Hoppe.

Peter Smith. Das klingt wie Max Mustermann. Unauffälliger kann ein Ex-Agent nicht heißen. Zumindest nicht in England. Wohl aber in Südfrankreich, genauer in Arles, im Herzen der Provence. Hierher zieht es den Mittsechziger, der nach einer aktiven Laufbahn als Spion endlich Ruhe haben möchte und mit seinem Windhund Arthur ein kleines Haus direkt am Amphitheater bezieht. Der Zufall will es, dass sein langjähriger Ex-Kollege Gentry, der Peter aus dem Backoffice immer diskret den Rücken freihielt, denselben Rückzugsort gewählt hat.

Doch mit der genießerischen Ruhe ist es schnell vorbei, als Peter Smith im Amphitheater mit einem Schlag auf dem Kopf niedergestreckt wird und unter einem im doppelten Sinne gut betuchten Toten wieder zu sich kommt. Schon steckt er drin, in einem undurchsichtigen Geflecht von Betrug und mafiösen Strukturen. Denn Peter Smith ist keiner, der sich ein X für ein U vormachen lässt. Auch nicht, wenn ihm die schöne und wohlhabende Witwe des Toten, Martine DuGresson, den Kopf verdreht (zumindest ein bisschen) und ihn fürstlich für Nachforschungen bezahlt. Warum er der Auserwählte ist, bleibt nicht nur dem Ex-Agenten ein Rätsel.

Aber das macht alles gar nichts. Wir genießen es in vollen Zügen. Und es ist einfach entspannend, mit Peter Smith die Schönheit der Provence zu genießen, immer getoppt von hervorragendem Essen und Menschen, die elegant und formvollendet auftreten, auch wenn sie die größten Gangster sind. Natürlich hat man die Geschichte schon mal irgendwie und irgendwo gehört, in Varianten, mit oder ohne Polizei. Und trotzdem freuen wir uns an diesem Pensionär, der seine antrainierte Reflexe noch beherrscht und angesichts dreier bulliger Typen die Ruhe selbst ist.

Ist es ein Zufall, dass dieser Peter Smith dem Autor Anthony Coles verdächtig ähnlich ist? Der schuf sich jedenfalls ein liebenswertes Alter Ego, das wie sein Schöpfer in Arles lebt und kunsthistorisch kein unbeschriebenes Blatt ist. Selbst das Autorenfoto scheint Pate für Peter Smith gestanden zu haben.

Eine schöne Landschaft, schöne Menschen, gutes Essen, ein vernünftiges Maß an Spannung und Humor – ja, das ist es wohl, warum wir Provence-Krimis so lieben.

Anthony Coles
Ein Gentleman in Arles. Mörderische Machenschaften.
(Peter-Smith-Reihe, Band 1)
Pendo Verlag, München 2018
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Coverabbildung © Pendo Verlag
Foto © Feuilletonscout

Rezension zum Nachhören als Podcast: hier

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Ein Gedanke zu „„Ein Gentleman in Arles“ oder warum wir Provence-Krimis so lieben“

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