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„Drei drollige Dramen“ von Margret Atwood

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Von Birgit Koß.

Höchst vergnüglich geht es zu, wenn die bekannte kanadische Autorin Margret Atwood sich in die Welt der Kinder begibt. Dabei geht es ihr nicht einfach darum, bekannte Märchenstoffe von den Guten, die am Ende immer gewinnen und den Bösen, die dann büßen müssen, zu erzählen. Sie spielt mit der Sprache in Form von Alliterationen. Das heißt, so oft wie möglich den Anfangsbuchstaben zu wiederholen, wie im Titel „Drei drollige Dramen“ oder im englischen Original „A Trio of Tolerable Tales“ (sic!). Somit sei hier ganz besonders die Leistung des Übersetzers Ebi Naumann hervorgehoben, der oft sehr witzige, aktuelle Bezüge herstellt – wie beim Kampf von Rüpel Ramsey mit den randalierenden Radieschen „Dieses rebellische Radieschen randaliert!, reklamierte er. Nicht mal richtig reif! Vielleicht am Rabiesvirus erkrankt – durch Reisen in Risikogebiete!“.

Rüpel Ramsey hat eine raubeinige, rachsüchtige Restfamilie, mit der er in einer ramponierten, rechtwinkeligen rundherum runtergekommenen Ruine wohnt. Nach wilder Hatz und dem Radieschenabenteuer, lernt er die reizende Rillah aus einer respektgebietenden Rechtsanwaltsfamilie kennen, die zwar reich, aber einsam ist. Es dauert ein wenig bis zum Happyend unter dem Beifall von „Rumhockenden Rammlern, Rebhühnern, Rotkehlchen, Waschbärrüden und rotzfrechen Rabenkrähen.“

drei drollige dramen
Cover: Dörlemann Verlag

Schon bei der ersten Geschichte wird klar, dass dies ein Buch zum laut Lesen oder Vorlesen ist. Im zweiten Märchen trifft der „Bedauernswerte Bob“ auf die „Düstere Dorinda“. So kann sich die Zunge bei der Abwechslung vom B zum D ein wenig erholen oder doch weiter verknoten. Margret Atwood fehlt es wirklich nicht an skurrilen Einfällen. Baby Bob ist ein bedauernswertes Bürschlein. „Seine bemerkenswert beschränkte Mutter, eine Brünette, bekam im Beautysalon Haare und Brauen blondiert und war so blind von blonder Blasiertheit, dass sie Baby Bob nach dem Bezahlen einfach vergaß.“ Die beiden elternlosen Kinder Bob und Dorinda tun sich zusammen und nach einigen erlebten Abenteuern finden sie zu ihren Eltern zurück – soweit so kurz. Aber wieviel Bs und Ds sich auf zwölf Seiten einfinden können, das ist schon mehr als erstaunlich und manchmal auch recht absurd.

Die passenden Illustrationen stammen von dem mehrfach ausgezeichneten Dursan Petricic, der wie Margret Atwood in Toronto lebt und seine Zeichnungen seinen Enkelkindern gewidmet hat.

Wer nun noch erfahren möchte, wie die wandernde Wanda in die Wunderwäscherei der Witwe Wischwasch kommt und was sie dort erlebt, dem sei empfohlen das Buch zu kaufen und sich viel Zeit zu nehmen, diesen Klangteppich mit seinen Kindern an kerzenbeschienenen Winterabenden erklingen zu lassen.

Margret Atwood
Drei drollige Dramen
mit Illustrationen von Dusan Petricic
Deutsch von Ebi Naumann
Dörlemann Verlag, Zürich 2021
bei amazon
bei Thalia

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