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„Abstraktion“ von Gerhard Richter im Museum Barberini in Potsdam

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Ein Ausstellungsbesuch von Barbara Hoppe.

Da hängen sie, die „Strips“. Dieses gigantische, zehn Meter lange Werk, eine Mischung aus scheinbar zufälligen Streifen und ordnender Gestaltung. „Bei meinen Bildern habe ich es eh immer mit dem Zufall zu tun und kriege gern etwas geschenkt. Ich habe das Gefühl, ich bekomme diese Bilder geschenkt,“ sagte Gerhard Richter bereits 2013 und bestätigte es noch einmal in der dieser außerordentlichen Schau vorangegangenen Pressekonferenz im Potsdamer Museum Barberini. Es ist das Abstrakte Bild (724-4) von 1990, das der Künstler hier mithilfe eines Computerprogramms in 4096 einzelne, 0,08 mm Farbstreifen vertikal zerlegt und durch Spiegelung in die Länge gezogen hat.

Die groß angelegte Werkschau ist eine beeindruckende Übersicht des abstrakten Œurvres von Gerhard Richter. Dabei bevorzugt Richter selbst den Ausdruck ungegenständliche Malerei. Der 86-jährige zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Seine Werke gehören zu den teuersten auf dem Kunstmarkt. In Potsdam kann man nun anhand von 94 Werken die Entwicklung dieser ungegenständlichen Malerei verfolgen. Die Grauen Bilder aus den späten sechziger und frühen siebziger Jahren sind ebenso zu sehen wie die Farbtafeln und die Frühen Abstrakten Bilder. Und immer wieder sehen wir die Gemälde mit ihren Pinsel-, Rakel- und Spachtelspuren. Besonders eindrucksvoll: Die Landschaftlichen Abstraktionen. „Es sind Bilder von Sachen, die es nicht gibt, aber geben könnte“, erklärt der Künstler etwas verschmitzt der Journalistenschar. Die knappen Antworten Richters, die so gar nicht in unsere Zeit der unnötig aufgeplusterten Wortblasen passen, stehlen der Kunst an diesem Vormittag fast die Schau und so manchem Journalisten die Hoffnung, ein geeignetes Zitat für seinen Radio- oder Fernsehbeitrag festzuhalten.

Gerhard Richter mit Dieter Elger, Leiter des Gerhard Richter Archivs an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und Kurator der Ausstellung / Foto © Kunstleben Berlin

Faszinierend auch die Ausschnitte und Vermalungen. Hierfür fotografierte Richter die Farbverläufe auf seiner Palette und setzte sie großformatig in Gemälde um. Viele Bilder der Ausstellung sind private Leihgaben und zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen. So auch die brandaktuellen Werke aus den Jahren 2016 und 2017. Großformatig und getupft schauen sie von den Wänden herunter.

Immer wieder aufs Neue wandert man durch die Räume und bleibt staunend stehen. Viel fotografiert wird an diesem Vormittag. Jeder möchte sich einen Teil dieser einzigartigen Bilder mit nach Hause nehmen – und sei es nur auf Smartphonegröße.

„Strips“ von Gerhard Richter / Foto © Kunstleben Berlin

 

Gerhard Richters „Abstraktion“ – sie lassen viel Raum für Assoziationen. Manch einer mag Landschaften oder Gegenständliches entdecken, andere lassen einfach nur Farben und Formen wirken. Wie auch immer man auf die Kunst schaut – es lohnt sich.

Gerhard Richter. Abstraktion.
Ausstellung bis zum 21. Oktober 2018
Katalog zur Ausstellung

Museum Barberini
Alter Markt
Humboldtstraße 5-6
14467 Potsdam

Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung.

Öffnungszeiten:
Montag, Mittwoch – Sonntag: 10 bis 19 Uhr
1. Donnerstag im Monat: 10 bis 21 Uhr
Dienstag: geschlossen

14 Euro/10 Euro

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.

Ein Gedanke zu „„Abstraktion“ von Gerhard Richter im Museum Barberini in Potsdam“

  1. Danke für diesen Einblick in das Werk von Gerhard Richter. Schaue ich mir auf jeden Fall an!

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