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Spannung im ländlichen Schweden: „Schwarzvogel“

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Literatur

Von Barbara Hoppe.

Es scheint ein bisschen in Mode gekommen zu sein: In Kriminalromanen finden sich zunehmend junge Polizistinnen, kaum 30 Jahre alt, die bereits ein schweres Päckchen mit sich herumtragen, sozial-emotional irgendein Problem haben und mehr oder weniger Einzelgängerinnen sind. Liv Jensen in der neuen Krimireihe der dänischen Erfolgsautorin Katrine Engberg ist so ein Fall. Doch während die ihren Job zunächst an den Nagel hängt und Privatermittlerin wird, wechselt Fredrika Storm im Auftakt der Krimiserie der schwedischen Autorin Frida Skybäck nach einer Ermittlungskatastrophe in Stockholm nur den Dienstort. In ihrer alten Heimat Lund muss die pragmatische Fredrika nun mit dem kultivierten Henry Calment zusammenarbeiten. Storm und Calment – nomen est omen.

Frida Skybäck ist mit diesem Duo ein kleiner Coup gelungen. Denn die beiden so grundverschiedenen Ermittler sind ein echtes Dreamteam. Während die eine an ihrem beruflichen Trauma knabbert und eher burschikos daherkommt, zitiert Henry Calment gern literarische Klassiker. Aber auch er hat seine privaten Geheimnisse und Nöte. So müssen sich die beiden aneinander gewöhnen, was beim Lesen viel Freude macht und was menschlich erstaunlich gut funktioniert. Zum Glück für diejenigen Leser, die sich gegenseitig anstänkernde Figuren nicht als Fortschritt in der Kriminalliteratur sehen, sondern als den überflüssigen Versuch, „lebensnah“ zu schreiben.

Cover: dtv Verlag

Den ruhigen Mann an ihrer Seite kann Fredrika gut gebrauchen. Nach dem Tod einer jungen Frau, die offenbar auf einen zugefrorenen See hinausgejagt wurde, einbrach und ertrank, muss Fredrika ungewollt in die eigene Vergangenheit zurückgehen. Denn einzige Zeugin des Vorfalls ist ausgerechnet ihre Großmutter. Mit den Befragungen und der damit zwangsläufigen Rückkehr auf den elterlichen Hof und die dörfliche Enge kommen auch all die unbeantworteten Fragen wieder hoch: Was ist mit ihrer Mutter wirklich geschehen? Warum schweigt die Familie? Ist sie vielleicht sogar in den Fall mehr verstrickt als es den Anschein hat? Die Ermittlungen gegen die eigene Familie bringt Fredrika an ihre Grenzen. Und die heimatliche Dorfgemeinschaft, in der sie jeden kennt, ist dabei Fluch und Segen zugleich. Ihre Rolle als Polizistin im Einsatz gegen die Heimat kommt dort nämlich nicht besonders gut an.

Das nass-kalte Winterwetter und ein ländliches Schweden jenseits von Bullerbü-Romantik bringen zudem viel Atmosphäre in den durch und durch stimmigen Roman. Das sympathische Ermittlerduo harmoniert hervorragend. „Schwarzvogel“ ist der geglückte Auftakt einer Krimireihe, auf die wir uns freuen dürfen.

Frida Skybäck
Schwarzvogel
a.d. Schwedischen v. Julia Gschwilm und Thomas Altefrohne
dtv Verlag, München 2023
bei amazon
bei Thalia

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Tension in rural Sweden: „Schwarzvogel“ – A crime novel with a strong duo
In recent years, a trend can be observed in crime novels: Young policewomen, barely 30 years old, who struggle with personal problems and are often loners. In „Schwarzvogel“ by Frida Skybäck, Fredrika Storm starts her service in Lund after an investigation catastrophe in Stockholm, where she collaborates with Henry Calment. The mismatched pair evolves into a captivating dream team, challenged both professionally and personally. Fredrika’s latest case takes her back to her hometown, where she faces family secrets and the distrust of the local community. The crime novel offers a successful blend of tension and atmosphere, set in wintry Sweden. „Schwarzvogel“ promises a promising start to a new crime series and leaves readers eagerly anticipating further adventures.

Ein Gedanke zu „Spannung im ländlichen Schweden: „Schwarzvogel““

  1. Pingback: Podcast am Sonntag: Frida Skybäck „Schwarzvogel“ |

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