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Piggeldy und Frederick sind 50

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AusstellungEin Ausstellungsbesuch im Kunsthaus Stade von Birgit Koß.

Wer sie kennt, der liebt sie und erinnert sich an die beiden Brüder Piggeldy und Frederick – ein kleines und ein großes Schwein – nicht zuletzt wegen der eingängigen Namen. Unermüdlich wandern die beiden über den Deich in der leicht kargen Landschaft zwischen Elbe und Weser und erörtern dabei die großen und kleinen Fragen des Lebens wie: was ist Langeweile, Geduld, Armut, der Mond, ein Esel oder der Regenschirm. Und jedes Mal antwortet der große Bruder Frederick auf Piggeldys neugierige Fragen zuerst „nichts leichter als das, komm mit …“ Jahrelang erfreuten die beiden Klein und Groß auf der flimmernden Mattscheibe.

Von 1971 bis 1997 produzierte der Grafiker und Animationsfilmer Dieter Löwe ca. 145 Filme, alle in Legetechnik etwa 3 Minuten lang, überwiegend für das Sandmännchen. Die Texte dazu stammten von seiner Frau, der Schriftstellerin Elke Löwe, die die beiden Brüder erfunden hatte. Mit unendlicher Sorgfalt wurden alle Figuren gezeichnet und ausgeschnitten, dazu gab es wunderschöne Landschaftsaquarelle, viele inspiriert vom Wohnort des Ehepaares – ein altes Schulhaus in Mulsum, im Landkreis Stade und seiner Umgebung, die sich der Maler detailreich vor sein inneres Auge führen konnte.  Aufs Land hatte sich das Künstlerpaar Ende der 60er Jahre zurückgezogen aus dem benachbarten Hamburg zusammen mit dem kleinen Sohn Tilman, der für viele Fragen von Piggeldy Pate gestanden hat.

Piggeldy und Frederick auf der Wiese vor einem Zaun.
Piggeldy & Frederick vor einem Zaun / © Foto: Elke Loewe

Für Dieter Löwe, der 1998 verstarb, wurden Piggeldy und Frederick zu seinem Lebenswerk, dem er sich mit unendlicher Geduld, Kreativität und Akribie widmete. Um die Mundbewegungen der beiden Schweine wirklich synchron zum Ton zu haben, wurde immer zuerst der Sprecher aufgenommen. Danach dann die vielen einzelnen Teile gezeichnet, ausgeschnitten, aufgeklebt und schließlich passgenau gefilmt. Um beispielsweise die Bewegung eines Esels zu zeigen, zeichnete Dieter Löwe zwei Eselskörper und 16 Paar Beine in den verschiedenen Bewegungsstellungen. Mit Hilfe von gezahnten Papierformen konnten die Beine an der richtigen Stelle auf der Rückseite des Esels angelegt und anschließend abgefilmt werden.

Piggeldy und Frederick rodeln.
Piggeldy und Frederick beim Rodeln © Foto: Elke Loewe

Die Tiere mit ihren vielfältigen, einzeln gezeichneten Körperteilen, die eindrucksvollen, detailreichen Landschaftsbilder, aber auch die technische Ausrüstung, mit der Dieter Löwe die Animationsfilme selber produziert hat, sowie viele Texte von Elke Löwe sind nun zum 50ten Jubiläum in einer Ausstellung im Kunsthaus Stade zusammengetragen. Und natürlich kann man auf Videowänden auch einige Folgen des Sandmännchens wiedersehen. Zusätzlich gibt es auch Hintergrundinformationen über das Leben der beiden Künstler und die Schwierigkeiten, am Anfang einen Abnehmer für Piggeldy und Frederick zu finden. Das Kinderfernsehen war zu Beginn der 70er Jahre noch wenig ausgebaut, vieles wirkte betulich. Da passten die frechen oft auch gesellschaftskritischen Fragen von Piggeldy nicht gleich in Bild. Inzwischen hat er mit seinem Bruder Kultstatus erreicht und wirkt immer noch frisch und munter– auch nach 50 Jahren!

Die überaus lohnende Ausstellung im Kunsthaus Stade am Wasser West 7, 21682 Stade ist noch bis zum 5. September 2021 geöffnet www.museum-stade.de

Fans finden Piggeldy und Frederick außerdem in diversen Hörbüchern und auf DVDs und YouTube.

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