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Menschen mit Musik: „Königinnen sterben nie“

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Kolumne von Susanne Falk

Sie nannten sie die „Queen of Blues“, aber eigentlich war sie viel mehr als das: Ihre Stimme war genauso geeignet für Jazz, Pop und Gospel. Vor bald 48 Jahren starb die große Dinah Washington. Ersetzt ist sie bis heute nicht.

Das muss man erst einmal zustande bringen: Sieben, evt. auch acht Ehen in nur 39 Lebensjahren. Hinzu kamen zahlreiche Affären. Was immer Dinah Washington in ihren Männern suchte – sie scheint es nie gefunden zu haben. Die große Liebe war wohl nie dabei. Oder aber ihre Tabletten- und Alkoholsucht standen dem einfach im Wege. Wer sich nicht mehr spürt, der braucht eine immer höhere Dosis, ganz gleich von was.

Auch wenn vielen außerhalb des Jazz und Blues der Name Dinah Washington nicht mehr viel zu sagen scheint, so braucht es nur ein paar Takte von einigen ihrer größten Hits „What a Difference a Day Makes“ und „Mad About The Boy“ und man erkennt sie sofort: Diese einzigartige Stimme umschmeichelt ihre Zuhörer nicht, sie schneidet mit jeder gesungenen Silbe bis in unser Innerstes hinein und legt so Herz und Seele offen. Niemand leidet so sehr an der Liebe wie Dinah in „This Bitter Earth“.

Sie hatte wohl ein ziemliches Temperament, um nicht zu sagen: Dinah hatte eine ganz und gar unberechenbare Seite an sich. Wen ihr Zorn traf, der konnte sich nur noch wegducken. Andererseits war sie wieder verschwenderisch und großzügig, gegenüber Familie, Freunden und wohl auch Ehemännern. Es waren eben nicht durchwegs Liebesheiraten, die die Männer mit ihr eingingen. Kurz: Sie war ein schwieriger Mensch, geprägt von einem stark religiösen Haushalt, von dem sie sich einerseits in Bezug auf christliche Moralvorstellungen nie wirklich lösen konnte und der sie andererseits musikalisch positiv geprägt hat. Ihre Mutter war Leiterin eines Gospelchors. Zu etwas gebracht hat sie es am Ende nur und ausschließlich aufgrund ihres großen Talents. Nicht wenige Musikerinnen sehen und sahen in Dinah Washington ihr musikalisches Vorbild, darunter etwa Amy Winehouse – auch so ein überbordendes Talent mit tragischem Ende. 

Dinah Washington, die mit bürgerlichem Namen eigentlich Ruth Lee Jones hieß, hat von sich selbst einst gesagt, sie sei die wahre Königin – wer wäre schon Königin Elizabeth II.? Bei allem gebotenen Respekt für das Werk von Elizabeth II., da hatte Dinah wohl nicht unrecht. Königinnen kommen und gehen, aber wer seine Zuhörerinnen und Zuhörer auch nach fünfzig Jahren noch mit ein paar kleinen Takten zum Weinen bringen kann, der ist tatsächlich „Unforgettable“.

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