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Menschen im Museum: „Kreise drehen“

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Menschen im Museum. Kolumne von Susanne Falk

Kolumne von Susanne Falk.

Ich liebe das ja, wenn sich Kreise schließen. Das gibt einem das Gefühl, dass etwas richtig „rund“ gelaufen ist: Stadtspaziergänge, die dort enden wo sie begonnen haben, Paarbeziehungen, die als Freunde anfangen und auch wieder so aufhören, Kinderspielzeug, weitergereicht von Generation zu Generation, bis Großmutter und Enkel wieder gemeinsam vor dem handgeschnitzten Brettspiel sitzend zueinander finden.

Meine allererste Lehrerin überhaupt war gebürtige Kanadierin und brachte mir mit großer Geduld und einer ordentlichen Portion Zuneigung Blockflöte bei. Da war ich gerade einmal sechs Jahre alt und die Liebe von Frau Cordes zu ihren Schülerinnen und Schülern wurde gleichermaßen erwidert. Der Kreis schloss sich mit meinem letzten Lehrer, genauer gesagt mit meinem Doktorvater Murray, der gleichfalls in Kanada aufwuchs und nicht minder geduldig und friedfertig agierte als die wunderbare, legendäre Frau Cordes.

Dies ist meine 50. und damit letzte Kolumne zu „Menschen im Museum“. Auch hier und heute schließt sich ein Kreis. Der erste Text datiert fast zwei Jahre zurück und war überschrieben mit „Nackte Tatsachen“. Darin erzählte ich von meinen verzweifelten Versuchen, den eigenen Kindern Kultur zu vermitteln. Ich muss gestehen, ich bin diesbezüglich kein Stück weiter gekommen. Dank der Corona-Pandemie sind die Museen in Wien alle geschlossen. Dabei graut es draußen schon wieder. Der Spätherbst ist da und was tun bei Wind und Wetter mit Kind und Kegel, wenn man nirgendwohin kann?

Die Zeitung „Der Standard“ schlägt vor, man solle die Kirchen einfach wieder als Kunsttempel begreifen und sich der sakralen Kunst zuwenden. Außerdem seien Galerien, im Gegensatz zu Museen, ja weiterhin geöffnet und somit stehe die zeitgenössische Kunst jedem frei zur Verfügung. (Bis auch die dicht machen…) Das ist zwar wahr, aber der Vergleich hinkt natürlich. Meine Kinder sind zeitweilig auch gerne in die Zoohandlung nebenan gegangen, um sich dort die bunten Fische anzuschauen, statt dass man eine teure Karte für das Aquarieneldorado „Haus des Meeres“ in Wien löhnen musste. Sozusagen Fischigucken für Arme. Kirchenschätze sind demnach Kunstmuseen für arme Gläubige. Ich bin leider Atheistin, mit Hang zum Humanismus. Das Substitut ist eben nicht das Original. Man geht ja auch nicht auf den Friedhof, weil einem die Dinoknochen im Naturhistorischen Museum so sehr fehlen…

Wie bekomme ich jetzt die Kurve? Wie soll sich dieser Kreis schließen? Zum Glück gibt es Menschen wie Nathan Hrushkin. Der Zwölfjährige aus Alberta in Kanada (!) lehrt uns, was zu tun ist, wenn das Naturhistorische Museum geschlossen bleiben muss: Er entdeckte in einem Naturschutzgebiet Überreste eines jungen Hadrosauriers – ein Sensationsfund!

Ich werde die Augen offen halten – für alle Kunst und Dinoknochen, die mir am Weg begegnen und hoffe, Sie tun dasselbe.

Schön, dass wir ein Stück Weges gemeinsam gegangen sind. Wir hören uns bald wieder…!

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