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Eine zeitlose Geschichte: Yi Meng Wu „Yaotaos Zeichen“

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Rezension von Barbara Matter

Yi Meng Wu, die als neunjährige mit ihren Eltern aus Shanghai ins Ruhrgebiet kam, kennt den Wechsel von einer Kultur in eine andere. Und so spielt „Yaotaos Zeichen“ auch in zwei Kulturen: China und Frankreich, genauer: Peking und Lyon, von 1930 bis in die Gegenwart.

Auf dem Dachboden Ihrer Großeltern entdeckt Lucie einen alten Lederkoffer. Mit der kindereigenen Neugier öffnet sie den Koffer und schon entflattern ihm chinesische Schriftzeichen. „Lucie erinnert sich, dass ihr Opa Francois einmal von seinem Vater erzählt hat, der aus China stammte. Vielleicht gehörte der Koffer ihrem Urgroßvater Yaotao?“ Das Zeichen für Wasser nähert sich Lucie und nimmt sie mit auf die Reise in die Vergangenheit. Lucie befördert die vergangene Zeit ans Licht. Nach den Zeichen für Wasser und Erde erzählen „Familie“, „Osten“, „Westen“ und „Leben“ die Geschichte ihrer Familie.

Von der Überfahrt des Großvaters 1930 von Peking nach Marseille und der Zugfahrt nach Lyon. Die neue Kultur, das fremde Essen, die fremde Kleidung und vor allem die fremde Sprache erlernt er mühsam. Durch eine zufällige Begegnung mit der Schneiderin Laurence, verliebt sich Yaotao nicht nur in die Frau, sondern auch in Ihre Kultur und ebenso ist Laurence von der fernöstlichen Kultur angetan. Die beiden gründen eine Familie. Zusammen mit ihrem Sohn Francois-Hua reisen sie nach China, als sie die Nachricht erhalten, dass es Yaotaos Vater nicht gut gehe. Und nun ist es an Laurence, die sich in eine neue Kultur einfinden muss. Yaotoa wird in den Chinesisch-japanischen Krieg eingezogen und kehrt aus diesem nicht mehr zurück. Laurence beschließt mit ihrem Sohn nach Frankreich zurückzugehen. Da ihre Heimat von den Nationalsozialisten besetzt ist, finden sie Unterschlupf bei ihren Großeltern auf dem Land. Es vergehen Jahre, bis sie wieder in ihrem Haus leben können und Laurence einen neuen Mann kennenlernt. Zusammen bekommen sie eine kleine Tochter – Lucie.

Coverabbildung © Kunstanstifter Verlag

Einfühlsam und eindringlich werden in den aufwändigen Collagen das Leben und die Gewohnheiten in Frankreich wie auch im fernen und fremden China mit seinen traditionellen Wohnhöfen, der Kleidung und dem Essen, den neuen Spielen geschildert, wie auch die Schrecken des Krieges, die im Osten und Westen die gleichen sind. Das Buch von Yi Meng Wu bietet eine doppelte Geschichte und die besondere Erfahrung von Yaotaos Frankreich und Laurences‘ China.

Mit „Yaotaos Zeichen“ erzählt Yi Meng Wu eine zeitlose Geschichte von Menschen, die ihre Heimat verlassen, in einer neuen ankommen; sie erzählt, dass Freundschaft, Liebe, Familie und die ewige Hoffnung jenseits aller kulturellen Unterschiede für alle Menschen große Bedeutung haben. Ein Buch, das man selten im Kinderbuchregal findet. Anspruchsvoll wie es ist, sollte man Kinder mit diesen Themen nicht alleine lassen und es als Erwachsener gemeinsam mit ihnen lesen. Yi Meng Wu hat ein Buch geschaffen, dem wir das Prädikat „besonders wertvoll“ verleihen.

Yi Meng Wu
Yaotaos Zeiche
Kunstifter Verlag, Mannheim 2017
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