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Mobbing, Depression und die Sterne: „Julia und der Hai“ von Kiran Millwood Hargrave  

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Literatur

Julia und der Hai ist ein Jugendbuch, das sich auf ansprechende Art gleich mit zwei schweren Themen auseinandersetzt – Mobbing und psychische Erkrankung. Aber es geht auch ganz viel ums Meer und die Sterne. Von Birgit Koß.

Die elfjährige Julia erzählt ihre Geschichte. Sie wohnt in Cornwall mit ihrer Mutter Maura, die Meeresbiologin ist und dem Vater Dan, einem Elektroingenieur. Und dann gehört natürlich noch Nudel zur Familie – eine Katze. Für einen Sommer zieht die ganze Familie nach Unst auf den Schetland Inseln, also nach Schottland. Hier soll der Vater für den Leuchtturm eine elektronische Steuerung des Leuchtfeuers bauen.  Mutter Maura will endlich den Grönlandhai erforschen – eine Art, die viele hundert Jahre alt werden soll – und von ihm Erkenntnisse über Demenz ableiten. Julia ist erst traurig, dass sie den Sommer ohne ihre Freunde verbringen muss, lernt dann aber schnell den gleichaltrigen Kim kennen, der sich für Sterne interessiert. Die beiden freunden sich an – Julia fühlt eine Verbundenheit mit Kim, weil sie beide oft Außenseiter sind. Als sie mitbekommt, wie sehr Kim von seinen Klassenkameraden gemobbt wird, verteidigt sie ihn, schießt dabei allerdings etwas über das Ziel hinaus.

Cover: Loewe Verlag

Gravierender ist allerdings die Situation von Julias Mutter. Maura ist geradezu besessen von der Idee, den Grönlandhai zu erforschen. Völlig euphorisch stürzt sie sich in das Abenteuer, kauft eine extrem teure Kamera und schließlich sogar ein eigens Boot, als die Universität ihre Forschungsanträge ablehnt. Nur der Hai interessiert sie noch, Julia fühlt sich von ihrer Mutter total vernachlässigt. Doch dann schlägt die Stimmung um, Julias Mutter wird schwer depressiv, Julia fühlt sich mitschuldig und versucht, den Hai für ihre Mutter zu sichten.

In sehr ansprechender Weise lässt die Autorin Julia ihr Sommerabenteuer erzählen und über ihre widersprüchlichen Gefühle für ihre kranke Mutter reflektieren. Dadurch kann Jugendlichen bewusst gemacht werden, was es heißt, ein psychisch krankes Elternteil zu haben. Hilfreich sind auch die Hinweise am Schluss des Buches zu Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche sowohl zum Thema Umweltschutz als auch zum Thema psychische Erkrankungen. Eindrucksvoll illustriert ist die Geschichte von Tom de Freston. In düsteren Farben werde die Abgründe des Meeres und der Seele dargestellt.

Ein poetisches und zugleich tiefgründiges Jugendbuch über mentale Gesundheit, Liebe und Hoffnung.

Kiran Millwood Hargrave
Julia und der Hai, illustriert von Tom de Freston
aus dem Englischen von Alexandra Ernst
Loewe Verlag, Bindlach 2023
bei amazon
bei Thalia

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.

Bullying, Depression and the Stars: „Julia and the Shark“ by Kiran Millwood Hargrave
„Julia and the Shark“ is a young adult novel that sensitively addresses bullying and mental health. Eleven-year-old Julia lives in Cornwall with her mother Maura, a marine biologist, her father Dan, an electrical engineer, and their cat Noodle. A summer on the Shetland Islands changes everything as Maura seeks to study the Greenland shark. Julia befriends Kim, her age mate, who is fascinated by stars. While defending Kim from bullies, she goes too far. More significantly, Maura’s obsession with the shark leads to depression, leaving Julia feeling neglected and prompting her to try to spot the shark. The book eloquently conveys Julia’s reflections on her mother’s illness and provides resources for teens facing similar situations. Illustrated by Tom de Freston, the story vividly captures the depths of the sea and the soul in somber hues. A profound young adult novel about mental health, love, and hope, intricately woven with maritime mystique.

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