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Menschen mit Musik: „Aller Anfang“

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Kolumne von Susanne Falk.

Ich hab sie geliebt! Meine erste Blockflötenlehrerin war eine Seele von Mensch und wenn ich heute, oft zusammen mit meinen Kindern, die Flöte heraushole und spiele, dann kommt das gleiche, gute Gefühl zurück. Musik ist ein Zuhause für die Seele.

Um sich als Häuslebauer ein Nest einzurichten, hilft es, wenn man bereits in jungen Jahren Grundkenntnisse erwirbt. Also schleifen einen die wohlmeinenden Eltern zur musikalischen Früherziehung, wo ich als Kind dicke Frösche auf Wäscheleinen malen musste. Ich verstand nicht, warum ich das tun sollte. Ich konnte bereits Noten lesen, übrigens lange bevor ich Buchstaben lesen konnte. Fünf Striche und ein paar schwarzer Kullern – wie schwer konnte das schon sein?

Ganz gleich, was Sie ihrem Kind in die Hand drücken, es wird ab einem gewissen Alter mit ziemlicher Sicherheit erst einmal eine Waffe daraus bauen und in einem zweiten Schritt anfangen, damit Musik zu machen, entweder indem es einen Takt klopft oder irgendwo hineintrötet, wahlweise einfach draufhaut. Das mit dem Waffenbau hat mich als Pazifisten-Mutter recht entsetzt, das andere entzückt. Daraus allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen wäre natürlich hanebüchen, aber dass beides in meinen Kindern angelegt war, war schon erstaunlich zu beobachten.

Spannend wird es ja, wenn die Kinder sich selbst ihr erstes Instrument erwählen. Klavier für das große Kind, Gitarre für das kleine. Über einige Umwege sind wir jetzt bei Saxophon für groß und Klavier für klein gelandet. Gut möglich, dass dies nicht schon das Ende der Reise bedeutet.

Bei mir begann es, wie erwähnt, mit Blockflöte, ging über zu Tenorhorn (und das auch nur, weil meine Zähne so schief waren, dass ich für Trompete ungeeignet schien) und endete schließlich beim Singen. Das tun übrigens Kinder schon lange bevor sie ihre teure Moeck zu einem Laserschwert umfunktionieren, ebenso Klatschen. Also kommt die Musik wohl doch vor der Gewalt. Das lässt hoffen, für die gesamte Menschheit.

Richtig interessant ist es dort, wo die Kinder sich Instrumente aussuchen, die auf die große Mehrheit exotisch wirken: Harfe geht grad noch, auch an Didgeridoos hat man sich gewöhnt, aber was, wenn die lieben Kleinen mit einem Serpent anrücken? (Mir ist ja schleierhaft, wieso keiner das Serpent in die Harry-Potter-Filme eingebaut hat. Das wäre ja nun definitiv ein Instrument für Draco Malfoy gewesen… Böse Menschen haben definitiv keine Lieder.) Ist bislang noch nicht geschehen, befindet sich aber durchaus im Rahmen des Möglichen. Tatsächlich eingezogen sind bei uns vier Saxophone (Sopran, Alt, Tenor und Bariton), ein elektrisches Klavier, eine Quetschkommode, diverse Flöten, eine Mundharmonika, zwei Gitarren, eine Trompete und, nicht zu vergessen, ein Schneckenhorn. (Nur so am Rande: Der Kater liebt das Bariton-Saxophon, verlässt beim Schneckenhorn aber fluchtartig den Raum.) Wenn ich mir diese Aufzählung so anschaue, dann wird mir klar, dass das nur in einem Orchester oder totalem Chaos enden kann. Vor einigen Wochen kam das kleine Kind auf die Idee, dass es Orgel überhaupt komplett total ganz sicher am spannendsten findet. Mir kamen Zweifel. Wahrscheinlich ziehe ich demnächst mit Kind und Kegel in eine Kirche. Man kann ja zu Orgel durchaus singen…

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