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„Das Berliner Publikum ist wie Familie für mich“

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Die amerikanische Pop- und R&B-Sängerin Cassandra Steen singt bei der First Night der Classic Open Air. Von Barbara Hoppe.

Wenn Cassandra Steen den Raum betritt, dann stellt ihre Präsenz alles in den Schatten. Groß ist sie und man spürt, dass diese Frau den Soul in der Seele trägt. Wenn sie spricht, lernt man eine angenehm zurückhaltende und unprätentiöse Künstlerin kennen. Über ihre Anfänge als Sängerin lacht sie und erzählt, dass sie als Kind während des Gesangunterrichts im klassischen Genre begonnen habe. Ihr Lehrer war aber glücklicherweise offen für alles, denn die kleine Cassandra sang schon  als Kind Songs von Janet und vor allem Michael Jackson mit, aber auch „ein bisschen Elvis, weil meine Großmutter darauf stand“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Und so kam es, dass sich die Sängerin hin zur Popmusik entwickelte. Heute ist Cassandra Steen ein Star der R&B-Szene, vielfach ausgezeichnet und im Hip Hop ebenso zu Hause wie in der Soulmusik, „aber klassische Musik würde ich mit ebensolcher Hingabe singen“, betont sie. Vielleicht hängt das auch ein bisschen mit ihrer Familiengeschichte zusammen. Die Oma war Deutsche, nahm aber die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Mutter und Vater sind Amerikaner. Cassandra wurde in Deutschland geboren, wuchs in der Nähe von Stuttgart auf. Doch zu Hause spricht sie Englisch, es ist ihre Muttersprache. Deutsch fand außerhalb der Familie statt. So prägten sie zwei Kulturen, die sich auch im Verständnis von klassischer Musik unterscheiden. Während Cassandra Steen die europäische Tradition als klassische klassische Musik bezeichnet, sei die amerikanische Klassik der Gospel, erklärt sie. Beides jedoch, so die Künstlerin, sei für sie das A und O klassischer Musik.

Diese Verbundenheit zu ihren Wurzeln erklärt wohl auch, warum die Sängerin immer noch in der Nähe von Stuttgart lebt und darauf verzichtet hat, wie so viele andere nach Berlin zu ziehen. „Berlin ist das europäische New York, aber es ist auch immer wieder gut, es zu verlassen. Es ist die weiterführende Ader für meine Kunst, aber die Basis ist immer noch zu Hause bei meiner Familie in Stuttgart.“ Seit 2013 ist sie mit Stephan Kocijan verheiratet, der sie auch managt, und meint: „Familie ist sehr wichtig, weil es dort eine gewisse selbstverständliche Loyalität gibt.“ Freunde, so die Künstlerin, seien die „ausgesuchte Familie“, die so lange wechseln, bis mit der Zeit etwas Bleibendes entstehe, das erprobt und dann zur Familie werde.

Auch ihre Songtexte handeln von der Liebe, vom Miteinander, von Versöhnung. Fühlt sie sich als Botschafterin? „Als Botschafterin der Liebe sicherlich“, sagt Cassandra Steen mit einem Lachen. „Diese Liebe fängt ja auch immer bei einem selbst an. Das wiederum zieht die Kreise hin zu Respekt, einem gesunden Selbstvertrauen und einer anderen Wahrnehmung von sich selbst. Und sie erstreckt sich dann auch auf Menschen, die man gern hat oder auf Fremde, bei denen man plötzlich spürt, dass es eine Verbindung gibt.“ Sie sieht sich aber vor allem als Botschafterin des Lebens allgemein, der Umwelt und der Artenvielfalt. Cassandra Steen wird ernst: „Deswegen bin ich auch Botschafterin beim WWF. Es geht um die Zukunft nachfolgender Generationen. Sie sollen noch die Möglichkeit bekommen, einen Polarbären oder eine Aurora Borealis zu sehen.“

 

GLASHAUS
Kraft
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Doch aktuell steht die Musik im Vordergrund. Mit ihrer Band Glashaus hat sie gerade ein neues Album aufgenommen. „Kraft“ heißt es und umfasst die Bandbreite von Popsongs bis hin zu sehr gefühlvollen, urbanen Stücken. Sie schätzt die Arbeit mit ihren Musikerkollegen Moses Pelham und Martin Haas „weil wir uns schon so lange kennen.“ Solo unterwegs zu sein, so meint die Künstlerin, bedeute eine ganz andere Verantwortung zu haben. „Aber beides bringt seine Schönheit mit sich.“ Ihr gefällt vor allem das Schreiben von Liedtexten. Woher sie die Inspiration dafür bekommt? „Aus meinem Umfeld, aber auch aus meinem Leben. Manchmal auch aus Büchern, Filmen oder Serien. Auch dort höre ich immer wieder Lieder, die ich noch nicht kenne. Manchmal ist es auch nur ein Wort, das mich inspiriert.“ Hat sie musikalische Vorbilder? „Ja, die Callas“, sagt sie und fügt hinzu „Wenn ich in unsere heutige Zeit schaue, so ist es vor allem Maria Carey, aber auch Christina Aguilera, Lady Gaga und natürlich Whitney Houston.“

Bei den Classic Open Air in diesem Jahr singt die 38-jährige dann auch neben dem James Bond Klassiker „All time high“ Whitney Houstons Song  „I have nothing“ aus dem Film „Bodyguard“. Ein Duett mit dem Musikerkollegen Lars Redlich steht ebenfalls auf dem Programm sowie „Ganz nah dran“ aus dem Disney-Film Küss den Frosch, in dem die Sängerin als Synchronsprecherin wirkte. Sie freut sich sehr auf das Festival am Gendarmenmarkt: „Das Berliner Publikum ist wie Familie. Sehr, sehr zuverlässig und liebevoll!“

Classic Open Air vom 5.-9. Juli 2018

 

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