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Brüderlein und Schwesterlein am Gärtnerplatz

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Feuilletonscout Das Kulturmagazin für Entdecker Musik

Anna und Daniel Prohaska begeistern im Staatstheater mit einem Streifzug durch die Musikgeschichte. Von Stephan Reimertz

Eine der seltenen Gelegenheiten, die berühmten Geschwister zusammen auf der Bühne zu erleben, bestand Mitte Dezember im Staatstheater am Gärtnerplatz in München. Anna Prohaska absolvierte die Hochschule „Hanns-Eisler“ in Berlin und ist auf den internationalen Opernbühnen ebenso zu Hause wie ihr älterer Bruder Daniel, der das Wiener Konservatorium besuchte. Aus Wien wie aus England waren Freunde und Familie angereist, so besaß der Abend im Gärtnerplatztheater einen familiär-festlichen Charakter. Mit Georg Friedrich Händel eröffneten die Geschwister ihren bunten musikalischen Reigen. Anna Prohaska machte in einer ihrer charmanten Conférencen darauf aufmerksam, dass der gemeinsame Familienname nichts anderes als „Spaziergang“ bedeute. Mit zwei Händelarien und einer Triosonate des Orchesters begann unser musikalischer Spaziergang. Aus dem Orchester des Staatstheaters war ein Dutzend Musiker abkommandiert, nicht zuletzt Andreas Partilla, der nicht nur als Klavierbegleiter einsprang, sondern auch als Kapellmeister waltete.

Daniel und Anna Prohaska
Das Orchester des Staatstheater am Gärtnerplatz
© Marie-Laure Briane

Mit Charme und Esprit durch die Musikgeschichte

Als Huldigung an ihren Urgroßvater, der aus Böhmen nach Wien eingewandert war, gab Anna Prohaska das Lied an den Mond aus Antonín Dvořáks „Rusalka“ zum besten, die slawische Erscheinungsform der kleinen Seejungfrau. Beide Geschwister trotzten der derzeitigen Erkältungswelle mit diszipliniertem, zum Teil ergreifendem Gesang. Der harmonische Zusammenklang von Bariton und Sopran begeisterte die Zuhörer sodann in einem Duett aus Otto Nikolais Shakespeare-Vertonung „Die lustigen Weiber von Windsor“, dem sich das legendäre „Sonnenschein, hüll dich ein“ aus Emmerich Kálmáns „Gräfin Mariza“ anschloss. Die Prohaskas sangen das beliebte Duett nicht ohne Augenzwinkern. Kenner der Operette werden sich erinnern, dass hier die Beziehung zwischen Bruder und Schwester thematisiert ist. Nachdem das Orchester mit einem Czárdás von Vittorio Monti den Operettenteil abgeschlossen hatte, klang der erste Teil mit zwei weihnachtlichen Weisen stimmungsvoll aus: Maria im Dornwald und Adolphe Adams Cantique de Noël.

Das Orchester des Staatstheater am Gärtnerplatz
© Marie-Laure Briane

Spaziergang durch keltische und angloamerikanische Gefilde

Der zweite Teils stand ganz im Zeichen angloamerikanischer Kompositionen. Nachdem Daniel Prohaska mit befremdend-schönen keltischen Weisen begonnen hatte, erklangen die berühmten „Greensleeves“, welche König Heinrich VIII. zugeschrieben werden. Um auch einen Eindruck der Musik in den USA zu vermitteln, sangen die Geschwister Broadway-Hits der Komponisten Leonard Bernstein und Richard Rodgers. Ekaterina Tarnopolskaja und Andreas Partilla brachten vierhändig mit einem Stück aus „Points of Jazz“ von Dave Brubeck US-amerikanischen Schwung in den Abend. Die Zugabe stand wieder ganz im Zeichen von König Heinrich: Mit dem ihm zugeschriebenen, von den Iren indes als irische Volksweise tradierten, „Danny Boy“ klang das stimmungsvolle Geschwisterkonzert aus.

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Brother and sister at Gärtnerplatz
Anna and Daniel Prohaska presented a captivating musical journey through history at the Gärtnerplatz State Theatre in Munich. The internationally acclaimed opera singers, trained at prestigious institutions, delighted the audience with a diverse program. The evening had a familial atmosphere, with friends and family from Vienna and England in attendance. The Prohaska siblings opened the evening with works by Georg Friedrich Händel, guiding the audience through various epochs and styles. Anna Prohaska paid homage to her great-grandfather with Dvořák’s „Rusalka.“ The duet from „Die lustigen Weiber von Windsor“ and the famous „Sonnenschein, hüll dich ein“ from „Gräfin Mariza“ added charm to the operetta section. The second part focused on Anglo-American compositions, featuring Celtic tunes, „Greensleeves,“ Broadway hits, and jazzy sounds.

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