Zum Inhalt springen

Meine Bücher! „Der Dolch im Buchrücken“

Rating: 5.00/5. From 5 votes.
Please wait...
woman-frau-lesen-reading-newspaper-zeitung

Kolumne von Susanne Falk

Natürlich hat er es getan. Betrüger betrügen nun einmal, das ist keine Überraschung, sondern eine Art Berufskennzeichnung. Doch ganz gleich ob nun Trump senior oder junior: Wer einem Buch den Dolch in den Rücken stößt, gehört nicht auf die Bestsellerliste.

Der Mann hat Schlimmeres getan, weit, weit Schlimmeres. Wir erinnern hier nur kurz an den ausstehenden Prozess zu den Ereignissen des 6. Januar 2021 und die Geschehnisse die zum Verleumdungsprozess gegen die Autorin E. Jean Carroll geführt haben. Dennoch ist es erwähnenswert, dass Donald Trump, neben den vielen anderen Betrügereien auf seiner langen Liste, auch die Bestsellerliste der New York Times manipuliert hat, indem er einst massenweise Exemplare des 1987 erschienenen „Art of The Deal“ durch Trump-Organisationen aufkaufen ließ. Abgesehen davon, dass Trump dieses Buch nicht einmal selbst geschrieben hat, wie sein „Co-Autor“ Tony Schwartz bestätigte, hat er also auch dessen Verkaufszahlen massiv verfälscht. Ohne Zweifel wäre das Buch auch ohne diese Art der Manipulation ein Verkaufserfolg geworden, aber ganz sicher kein so großer, wie Trump es gerne gesehen hätte. Dasselbe tat er dann noch einmal mit „Crippled America: How to Make America Great Again“ von 2015. Und steht damit nicht allein da, nicht einmal in der eigenen Familie: Donald Trump jun. tat beim Erscheinen seines Buchs „Triggered“ 2019 genau das Gleiche, damit es das Machwerk auf die New York Times Bestsellerliste schaffte, wofür die NYT ihm ein kleines Symbol beistellte, das mehr über die Trumpfamilie aussagt, als der Schriftzug ihres Familiennamens auf einem New Yorker Hochhaus: ein kleiner, unauffälliger Dolch, im Englisch genannt dagger.

Setzt sich die Bestsellerliste aus einer Mischung aus stationären und Onlineverkaufszahlen zusammen, dann ist diese gar nicht so einfach zu manipulieren, jedenfalls nicht, ohne dass diese mehr oder weniger heimlichen Aufkaufaktionen eigener Publikationen jemandem auffallen würden. So erhält man zwar einen Platz auf der Bestsellerliste, aber der kleine Dolch neben dem Titel macht deutlich, dass dieser Platz nicht unbedingt ehrlich erworben wurde. Es gibt übrigens eine Statistik, mittels derer man ganz gut sehen kann, dass es vorwiegend republikanische Politiker sind, die sich dieser Manipulationspraxis bedienen. Demokraten schaffen es großteils ehrlich auf die so prestigeträchtige Bestsellerliste.

In der deutschen SPIEGEL-Bestsellerliste findet man solche Hinweise übrigens nicht, obgleich da bei dem ein oder anderen Promiautoren heimliche Massenkäufe der eigenen Publikationen zwecks Bestsellerstatus zumindest nicht auszuschließen sind. Illegal ist das übrigens auch nicht, maximal moralisch verwerflich, weil sich so reiche Menschen das Ansehen als erfolgreiche „Bestsellerautoren“ einfach versuchen zu erkaufen. Andererseits – Selfpublisher sind in der Regel auch gezwungen, eine gewisse Stückzahl ihrer eigenen Bücher selbst zu erwerben und dann unter der Hand zu verticken. Daher sind Selfpublisher-Bestsellerlisten genauso mit Vorsicht zu genießen.

Die Einführung eines Dolchsymbols für die deutschen Bestsellerlisten halte ich für keine schlechte Idee, wobei man den Status dieser Listen generell hinterfragen sollte. Wenn Zeitungen aus dem Holtzbrinck-Konzern wie etwa die ZEIT (Holtzbrinck hält hier 50 Prozent der Anteile) vielfach Bücher aus Holtzbrinck-Verlagen (dazu zählen Rowohlt, S. Fischer, KIWI, Droemer & Knaur etc.) rezensieren, dann hat das vielleicht weniger mit gezielter Manipulation der Bestsellerlisten zu tun, rechtschaffen und unabhängig ist das aber noch lange nicht.

Angesichts der neu aufgeflammten Liebe junger Leserinnen und Leser zum Medium Buch wirft das alles jedoch die Frage auf, ob es nicht gut und sinnvoll wäre, im Deutschunterricht der Schulen auch einmal über Sinn und Zweck von Bestsellerlisten, gesteuerte Buchverkäufe und Rezensionen sowie die Dominanz von Großverlagen zu sprechen. Allein kann eine junge Leserschaft wohl schwerlich durchschauen, welche Massenware man ihnen wie, warum und auf welche Art und Weise vorsetzt und was einen echten Bestsellererfolg wirklich ausmacht bzw. ausmachen sollte.

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.


My Books! „The Dagger in the Book Spine“. Column by Susanne Falk
Of course he did it. Cheaters cheat, that’s no surprise, it’s more like a professional trademark. But whether it’s Trump senior or junior: anyone who stabs a dagger into a book’s back doesn’t belong on the bestseller list.

The man has done worse, much, much worse. Let’s just briefly remember the pending trial for the events of January 6, 2021, and the events leading to the defamation lawsuit against the author E. Jean Carroll. Nevertheless, it is worth mentioning that Donald Trump, among his many other frauds on his long list, also manipulated the New York Times bestseller list by once buying up mass copies of the 1987 published „Art of The Deal“ through Trump organizations. Apart from the fact that Trump didn’t even write this book himself, as his „co-author“ Tony Schwartz confirmed, he also massively distorted its sales figures. Without a doubt, the book would have been a commercial success even without this manipulation, but certainly not as big as Trump would have liked to see it. He did the same thing again with „Crippled America: How to Make America Great Again“ in 2015. And he’s not alone in this, not even in his own family: Donald Trump Jr. did the same thing when his book „Triggered“ was released in 2019, to get it onto the New York Times bestseller list, for which the NYT added a small symbol, which says more about the Trump family than the inscription of their family name on a New York skyscraper: a small, inconspicuous dagger.

If the bestseller list is composed of a mixture of stationary and online sales figures, then it’s not that easy to manipulate it, at least not without these more or less clandestine purchase actions of own publications being noticed by someone. So, while you do get a place on the bestseller list, the small dagger next to the title clearly indicates that this place was not necessarily earned honestly. By the way, there is a statistic that shows quite well that it is predominantly Republican politicians who resort to this manipulation practice. Democrats largely make it to the prestigious bestseller list honestly.

By the way, you won’t find such hints in the German SPIEGEL bestseller list, although with some celebrity authors, secret bulk purchases of their own publications to achieve bestseller status cannot be ruled out. It’s not illegal, by the way, just morally reprehensible, because this is how rich people try to buy the reputation of successful „bestselling authors“. On the other hand, self-publishers are usually also forced to buy a certain number of their own books and then sell them quietly. Therefore, self-publisher bestseller lists should also be approached with caution.

I don’t think introducing a dagger symbol for the German bestseller lists is a bad idea, although one should generally question the status of these lists. If newspapers from the Holtzbrinck group, such as the ZEIT (Holtzbrinck holds 50 percent of the shares), frequently review books from Holtzbrinck publishers (including Rowohlt, S. Fischer, KIWI, Droemer & Knaur, etc.), then perhaps it has less to do with targeted manipulation of the bestseller lists, but it’s still far from righteous and independent.

Given the newly rekindled love of young readers for the medium of books, however, all this raises the question of whether it wouldn’t be good and sensible to talk about the purpose and meaning of bestseller lists, controlled book sales, and reviews, as well as the dominance of major publishers in German lessons at schools. Alone, a young readership will find it difficult to see through what mass-produced goods are being served to them, how, why, and in what manner, and what really makes a true bestseller success.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert