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Psalme des Schweigens und Schmetterlingsliebhaber

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Feuilletonscout Das Kulturmagazin für Entdecker MusikViolinistin Zhi-Jong Wang schlägt die Brücke zwischen modernen Kompositionen, klassischer chinesischer Musik und europäischer Klassik. Rezension von Barbara Hoppe.

 

Ist es Filmmusik, eine klassische chinesische Oper oder einfach nur märchenhaft schön? Wer die „Butterfly Lovers“ der chinesischen Komponisten He Zhanhao (geb. 1933) und Chen Gang (geb. 1935) zum ersten Mal hört, wird unweigerlich still. Ganz aufmerksam ist man bei der Musik, den zauberhaften Klängen dieser tragischen Geschichte, in der die Liebenden schließlich als Schmetterlinge vereint sind. Für den Westeuropäer sind es die chinesischen Melodien, die zum Träumen einladen. In China hingegen hatte es das Stück nicht leicht.

Entstanden in den fünfziger Jahren während der Kulturrevolution, brauchte es eine Weile, bis es auch in China anerkannt wird. Zu westlich sind die musikalischen Einflüsse, zu feudal die chinesische Inspiration. Glaubt man in einem Moment noch Edvard Grieg zu hören, ist man im nächsten schon in fernöstlichen Gefilden. Der Entstehungsprozess des Werkes ist genauso spannend wie der historische Zeitpunkt. Denn die Komponisten schufen ihr Werk nicht allein. Junge Musiker, darunter viele Violinisten, probierten das Geschriebene aus und gaben Anregungen. Den Zuhörer von heute mag das bewegen, aber musikalisch nicht kümmern. Zhi-Jong Wang und das Tokyo Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Yang Yang tauchen auf ihrem Album tief ein in die Sphären dieser interkulturellen Musik, variieren in der Dramatik und fangen den Hörer mit den wunderbaren Harmonien der „Butterfly Lovers“ wieder ein. Und so war das Stück auch angelegt. Ziel war, den „normalen“ Menschen klassische Musik nahe zu bringen. Ein Vorhaben, das in der klassischen chinesischen Musik sehr viel einfacher ist als in der europäischen Klassik. Während in der letzteren die Struktur im Vordergrund steht, soll authentische chinesische Musik das Wesen einer Person kultivieren. Dies macht den Zugang naturgemäß sehr viel leichter.

Ergänzt wird das wunderbare Album durch eine moderne chinesische Komposition von Shen Ye. „The Psalms of Taciturnity“, entstanden in enger Zusammenarbeit mit Zhi-Jong Wang. Das Stück fordert einiges vom Hörer. Shen Ye geht tief in die menschlichen Gefühle, drückt musikalisch aus, was Worte nicht vermögen. Die musikalische Leistung der Ausführenden ist bemerkenswert. Der Mut, dieses Werk als Weltpremiere in der Tokyo Opera City Concert Hall im vergangenen Jahr aufzunehmen, höchst anerkennenswert. Wer keine Angst vor fremden Klängen hat, mag sich mit Freude auf diesen ungewöhnlichen musikalischen Pfad begeben.

Zhi-Jong Wang
Tokyo Philharmonic Orchestra /Yang Yang
Shen Ye: The Psalms of Taciturnity (Violin Concerto No. 1) He Zhanhao / Chen Gang: The Butterfly Lovers
Violin Concerto
Accentus Music 2019
In die CD hineinhören und hineinlesen

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Ein Gedanke zu „Psalme des Schweigens und Schmetterlingsliebhaber“

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