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Filmkritik: „La Gomera – verpfiffen und verraten“

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Film Kulturmagazin Feuilletonscout

Von Barbara Hoppe.

Wie soll man ihn nennen? Film noir? Mafiafilm? Oder einfach nur ein spannender, fordernder Krimi mit einer gesunden Prise schwarzem Humor? „La Gomera“ ist ein kleines Meisterwerk, das jedem Fan von Krawumm-Filmen mit stereotypen Helden und einer ebensolchen Lovestory nicht gefallen wird. Wer indes gepflegte Mafia-Film noir-Ironie-Filme schätzt, bei denen man nicht eine Sekunde geistig abschalten darf, die munter in der Chronologie springen, in denen es kein Schwarz und Weiß gibt und bei denen man sich glänzend unterhält, der ist bei „La Gomera“ absolut richtig aufgehoben.

Freundlicherweise hilft Regisseur Corneliu Porumboiu uns Zuschauern ein bisschen. Sein Film ist in Kapitel eingeteilt, die auf großen Tafeln ankündigen, um wen es als nächstes gehen soll. Da ist natürlich Cristi, der korrupte Polizist, dem seine Kollegen auf der Spur sind. Er ist der einzige, der Zsolt aus der Haft befreien kann. Denn nur Zsolt weiß, wo die 30 Millionen sind, die er als Matratzenhändler für Mafiaboss Paco gewaschen hat. Paco hat ebenso ein eigenes Kapitel wie Gilda, Freundin von Paco. Sie wird auf Cristi angesetzt, damit er den Auftrag erfüllt. Dummerweise wird daraus mehr als ein Auftrag. Aber, wie gesagt, wir sind hier nicht in einem Film voller Stereotypen und so überrascht uns Gilda immer wieder als coole Femme Fatale. Nicht zu vergessen ist Mama, Cristis Mutter, die es gut meint und alles noch viel schlimmer macht. Auch Magda, Chefin von Cristi, bleibt undurchsichtig.

Der Clou des Ganzen ist allerdings El Siblo, die Zwitschersprache. Sie reduziert die Vielzahl an Vokalen und Konsonanten auf ein Minimum und spielt mit der Tonhöhe. Auf „La Gomera“ wird sie immer noch gepfiffen. (Inzwischen steht sie sogar auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO.) Sie unterscheidet sich nicht von Vogelgezwitscher, sodass mit ihr geheime Unterhaltungen über weite Entfernungen möglich sind. Und genau diese Sprache soll Cristi auf der Kanareninsel lernen. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, wenn Corneliu Porumboiu die harten Kerle mit todernster Miene das richtige Pfeifen trainieren lässt. Die im Übrigen das Zwitschern tatsächlich lernten und von den Einheimischen Antworten gepfiffen bekamen.

„La Gomera“ ist ein ungewöhnlicher Gangster-Film, der bei den letztjährigen Filmfestspielen in Cannes stehende Ovationen erhielt. Gewürzt mit viel trockenem Humor ist die intelligente Geschichte eine sehenswerte Ausnahme mit Schauspielern, die es nicht nur zu entdecken gilt, sondern die man sich auch merken sollte.

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Ein Gedanke zu „Filmkritik: „La Gomera – verpfiffen und verraten““

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