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Fake News in „Fake Metal Jacket“ von Sven Recker

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Wer hat nicht schon angesichts der vielen Fernsehbilder über zerbombte Städte darüber nachgedacht, ob diese Aufnahmen wirklich alle echt sind, wo sie doch oft so austauschbar wirken. Sven Recker spielt in seinem zweiten Roman „Fake Metal Jacket“ mit dem Protagonisten Peter Larsen diese Gedanken bis zum Ende durch. Von Birgit Koß.

Peter Larsen ist Kriegsreporter und zwar einer der ganz harten, immer mitten drin im Bombenhagel, berichtet er über Opfer, Flüchtlinge und alle anderen Katastrophen. Dafür wird er bewundert und geliebt. Doch er war nur einmal in Libyen und stellt dort sehr schnell fest, dass er sich zum Helden nicht eignet. Stattdessen lernte er Ahmad kennen, der im Widerstand aktiv war und über alles Bescheid wusste. Damals filmte er Ahmad und seine Umgebung in allen Lebenslagen. Als die Redaktion für einen späteren Bericht Bilder wünscht, nimmt er einfach diese alten Aufnahmen – und es fällt niemandem auf. Im Gegenteil: große Begeisterung und Likes im Internet. Schnell baut Peter Larsen diese Schiene aus. Als Ahmad dann noch nach Deutschland zu ihm kommt, werden die „News“  von Ahmads Freunden vor Ort geliefert, die Bilder dreht Larson inzwischen mit Hilfe äthiopischer Flüchtlinge in verlassenen Gegenden in Brandenburg. Höhlen, ein wackeligerer Kahn, schlechte Beleuchtung und verwackelte Bilder und schon stimmt der Eindruck! Mit zunehmendem Erfolg legt sich das schlechte Gewissen, schließlich steht er ja auf der richtigen Seite – für Freiheit, gegen den Krieg.

Doch dann verliebt er sich via Skype in Ahmads Cousine Leila. Als sie in Syrien Hilfe braucht, macht sich der Reporter auf den Weg und will damit zugleich beweisen, dass er wirklich vor Ort ist. Es kommt jedoch alles anders als gedacht. Peter Larsen läuft in eine Falle und soll nun positiv über das Assad Regime berichten oder sein jahrelanger Betrug wird aufgedeckt …

In kurzer, prägnanter Sprache lässt Sven Recker eindrücklich die wenig sympathische Figur Peter Larsens und seine Fakes vor unseren Augen entstehen. Doch am verblüffendsten und auch beeindruckend ist, wie einfach der Betrug, trotz vieler Fehler, umgesetzt wird. Wer kann entscheiden, wo die Wahrheit liegt, insbesondere, wenn technisch alles reproduzierbar wird?  Der Autor weiß wovon er spricht. Als ehemaliger Journalist und Katastrophenhelfer schult er seit 2009 Journalisten aus Libyen, Ägypten, Tunesien, Irak, Sudan, Sri Lanka und Ruanda in Berlin und vor Ort und gibt damit die Hoffnung auf unabhängige Medien nicht auf. Und so lässt er uns nach dem rasanten Parforceritt durch die Welt der Fake News in seinem spannenden Roman am Ende mit einem Lächeln zurück.

Sven Recker
Fake Metal Jacket
Edition Nautilus, Hamburg 2018
Buch bei amazon kaufen oder nur hineinlesen
als ebook bei Thalia

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Ein Gedanke zu „Fake News in „Fake Metal Jacket“ von Sven Recker“

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