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DARK MATTER – Sieben Lichtinstallationen von Christopher Bauder

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Foto: Ingobert Waltenberger

Eine Ausstellung der besonderen Art in der Köpenicker Chaussee gleich neben dem Eingang zum Kulttechnoclub Sisyphos. Von Ingobert Waltenberger.

Eine meiner bleibenden Erinnerungen an Berlin wird die Lichtgrenze im Jahr 2014 aus Anlass des Gedenkens von 25 Jahren Mauerfall sein. 8000 leuchtende Ballons entlang der ehemaligen Mauer. Berlin mit all den weißen Lampions gleicht an diesem Tag einem wundervoll puren Ort, wie Kindergeburtstag und Jahreswechsel in einem. Und dennoch ist es ein beleuchteter alter Pfad samt allen Erinnerungen, aller geschichtlicher Schwere. Wie auf ein Zeichen lösen sich in der Nacht alle Ballons und steigen gegen Himmel, kathartisch, verzaubernd, märchenhaft, erlösend.

Berlin zwischen den Welten, alt und neu, vergrast und gelackt

Diese wahrlich leuchtende Idee und die Umsetzung dieses Events verdanken wir Christopher Bauder und seinem Team vom Studio WHITEvoid. Jetzt haben sie sich in der Köpenicker Chaussee in zwei kleinen Gebäuden mit sieben Räumen niedergelassen. Für ihr genreübergeifendes Experiment  DARK MATTER. Nahe der Spree, genauer der Rummelsburger See/Bucht in Berlin Lichtenberg. Dort wo die imposanten Industriebrachen des ehemaligen Ostens auf schicke hippe Locations wie die Hafenkneipe mit Blick auf die Liebesinsel treffen. Das Funkhaus in der Nalepastraße ist auch nicht weit weg. 

Multimediale Erlebnisse von interaktiven Tonleitern bis zur audiovisuellen Raumskulptur Grid

Sieben Stationen kann die Besucherschaft in einem kunstvollen und fantasieprallen Parallelkosmos bestaunen, besehen, belauschen, betasten oder liegend erfahren: Liquid Sky, Inverse, Circular, Bonfire, Polygon Playground, Grid und Tonleiter. Ein 3D Soundsystem mit Musik u.a. des niederländischen Klangdesigners Boris Acket sorgt dafür, dass zum visuellen Reiz auch die Ohren mit good vibes versorgt werden.

Vier Installationen haben es mir an diesem Sonntag mit durch Wind zerzausten Wolkenformationen besonders angetan:

Liquid Sky

Liquid Sky, wo 800 Lichtpunkte umgeben von Spiegeln einen endlos changierenden Lichthorizont bilden. Die Motorsysteme und Software von KINETIC LIGHTS sorgen dafür, dass Computersimulationen Formen und Bewegungen aus der Natur nachahmen. „So entsteht durch algorithmische Variationen von kaleidoskopartigen Effekten ein Himmel aus flüssigem Licht.“

Inverse

169 schwarze Kugeln tanzen für uns ein aleatorisch-launisches Ballett. Eine kinetische Skulptur. Die Objekte einen sich zum eleganten Vogelflug, bilden Schatten, scheinen die Zuseher mit ihrem vor dem hellen Hintergrund kontrastreichen Auf und Ab zum Spiel einladen zu wollen. 

Grid

Leuchtstoffröhren, zu Dreiecken geformt, die sich wiederum hexagonal formieren. Alles schwebt, transformiert sich endlos. Blau, Rot, Neon. Die Künstler wollen damit das immer stärkere Verschmelzen des Digitalen und des Physischen versinnbildlichen. „Die kinetische Installation bildet einen modulare Oberfläche ab, die kontinuierlich wie ein Chamäleon neue Formen und Farben annimmt.“ Der Besucher liegt auf anthrazitfarbenen Matten am Boden und sieht hinauf. Da regt sich alles im kosmischen Plustern und Biegen, geometrische  Fluglichter zeihen ihre wolkenbauschenden Volten, rote Saurier, blaue Monster. Diesmal stammt der Klang vom Komponisten Robert Henke, abhängig von den Positionen der visuellen Impulse.

Tonleiter

Da stehen in einem kleinen Raum normale Aluleitern herum. Nichts tut sich. Wir beraten uns mit einer Familie, dass es wohl einen Grund haben muss, dass das simple Setting Tonleiter heißt. Also nichts wie ran an die Sprossen. Raufsteigen, antapsen, anreiben, so entsteht eine Art von Musik. Mehrere Leute erzeugen einen multiplen Sound, spielerisch, ausgelassen, immer von einer Lichtanimation mit oder ohne Rauch begleitet. Alle im Raum lachen, das Ding hat Witz und ist ein magischer Anziehungspunkt für kleine und große Kinder.

Mein Tipp: Im Internet reservieren (corona-bedingt gibt es einen beschränkten Zugang, jede/r darf 45 Minuten insgesamt bleiben), hingehen und sich begeistern lassen.

Köpenicker Chaussee 46. Man kommt neben privaten Vehikeln aller Art auch mit der Tram 21, der S-Bahn Rummelsburg oder den Bussen 194, 240, N94 hin oder zumindest in die Nähe. Montag und Dienstag bleiben zu. Von Mittwoch bis Sonntag steigt die Chose. Derzeit werden Tickets vom 11. bis 22.8 HIER angeboten, der Einheitspreis beträgt 16 Euro.

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