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Zeitreise ins 19. Jahrhundert: Die Ausstellung „Wiener Aquarell“ im Albertina Museum ist bezaubernd

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Ein Ausstellungsbesuch von Barbara Hoppe

Sie waren so etwas wie die Fotografen ihrer Zeit. Die Aquarellmaler. Gern verbindet man mit ihnen vor allem Künstler wie Emil Nolde, Egon Schiele, Paul Cézanne oder auch William Turner, der diese Technik im 18. Jahrhundert nicht mehr nur zum Kolorieren seiner Zeichnungen anwendete, sondern mit den Wasserfarben seine Werke direkt schuf.

Nicht zu unterschlagen sind jedoch die Wiener Aquarellmaler, die im 19. Jahrhundert diesem Stil zum Durchbruch verhalfen. Landschaften, Blumen, Interieurs, Genrebilder gehören zu ihren Sujets ebenso wie Porträts und Stadtansichten. Wunderbare Veduten, die uns einen detailreichen Blick auf vergangene Zeiten ermöglichen. Häufig nur dezent koloriert, dann wieder wunderbar filigran in Zeichnung und Farbe, sind sie für uns heute Guckkästen in eine andere Epoche. Guckkästen freilich, die nicht zu verwechseln sind mit denen von Rudolf von Alt, dem großen Aquarellmaler seiner Zeit. In seinem über 90-jährigen Leben schuf er zahlreiche Bilder, die fast das gesamte 19. Jahrhundert umspannen und in gewisser Weise bildlich dokumentieren. Darunter eben auch die so genannten Guckkastenbilder, die er im Auftrag des Thronfolgers Erzherzog Ferdinand anfertigte und die in Kästen unter Licht besonders schön und wirklichkeitsnah wirkten. Aber auch andere Künstler prägten die Zeit mit ihrer Aquarellkunst, so auch Matthäus Loder, dem die große Ehre zuteilwurde, die Romanze von Erzherzog Johann und der Postmeistertochter Anna Plochl bildlich festhalten zu dürfen. Zehn Jahre musste das Paar auf die Vermählung warten, bis Kaiser Franz die Erlaubnis dazu erteilte.

Rudolf von Alt: Der Graben in Wien, 1836 Pinsel in Grauschwarz, Aquarell, Deckfarben, Spuren von Glanzhöhungen Privatbesitz, Wien

 

Die Schau im Albertina Museum in Wien zeigt zudem wunderbar, wie sich die detailreichen Aquarellbilder von denen der freien Landschaftsmalerei unterscheiden. Wie faszinierend die Werke sind, spiegelt sich auch in den Reaktionen der Besucher wider, die bereits an einem Montagmorgen zahlreich vertreten waren. Lange verharren sie vor den Exponaten, diskutieren und staunen über das, was sie sehen. Es sind Bilder, die uns ferne Zeiten nachspüren lassen und die zum Verweilen einladen. Umfangreich, großzügig gehängt und maßvoll erläutert ist die Ausstellung so fein wie die Aquarelle, die sie zeigt.

 

Laurenz Janscha: Aussicht vom Reisenberg gegen Wien, um 1796, Bleistift, Aquarell
Albertina, Wien

 

Wiener Aquarell
Ausstellung bis zum 13. Mai 2018
Katalog zur Ausstellung

Albertina Museum
Albertinaplatz 1
1010 Wien

Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag: 10 bis 19 Uhr
Mittwoch und Freitag: 10 bis 21 Uhr

12,90 Euro sowie diverse Vergünstigungen

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