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„Wege des Barock“ in Potsdam

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Das Museum Barberini zeigt erstmals Alte Meister.
Rezension von Barbara Hoppe.

Kaum jemand hat wohl wirklich einmal genau hingeschaut, wie ähnlich sich das Museum Barberini in Potsdam und sein Vorbild in Rom, der Palazzo Barberini, sind. Friedrich der Große ließ einst am Alten Markt in Potsdam ein Ebenbild des römischen Baus errichten – den Palais Barberini – , das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. An selber Stelle entstand erst in den Jahren von 2013 bis 2016 ein modernes Museum, dessen Fassade an die Vergangenheit erinnert – das heutige Museum Barberini

Da war es nur folgerichtig, dass die beiden Häuser miteinander ins Gespräch kommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Wege des Barock“ haben die Museen gesucht und gefunden. Die aktuelle Schau in Potsdam gewährt nicht nur fantastische Einblicke in die Kunst des 17. Jahrhunderts, sie war auch Initialzündung für das Jahresthema der Stadt „Italien in Potsdam“.

Caravaggio (1571–1610), Narziss, 1597–1599, Öl auf Leinwand, 113 x 94 cm, Gallerie Nazionali di Arte Antica, Rom © Gallerie Nazionali di Arte Antica, Rom, Photo: Mauro Coen

55 Meisterwerke

Es ist die erste Ausstellung des jungen Museums im Bereich der Alten Meister. 54 Werke aus dem Palazzo Barberini und der Galleria Corsini in Rom reisten dafür nach Potsdam, darunter Caravaggios „Narziss“, Bagliones „Himmlische und irdische Liebe“ sowie Artemisia Gentileschis „Bathseba im Bade“ und „Lukretia und Sextus Tarquinius“. Themen von männlicher Gewalt über Frauen, die die einzige Künstlerin der Ausstellung Zeit ihres Lebens beschäftigten. Herausragend ist auch Michael Sweerts Bild „Der Künstler bei der Arbeit“, das nicht nur faszinierend ist in seiner Hell-Dunkel-Malerei, sondern gleichzeitig den Bogen schlägt zwischen Abbildung der Wirklichkeit und Darstellung antiker Vorbilder.

Artemisia Gentileschi (1593–1654), Bathseba im Bade, um 1635, Öl auf Leinwand, 262 x 223,8 cm, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, © Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Photo: Daniel Lindner

Doch Dreh- und Angelpunkt der Schau ist Caravaggio. Seine Kunst sowie sein Einfluss auf andere Künstler auch jenseits der Alpen ist der rote Faden der „Wege des Barock“. Die künstlerisch reiche Zeit im Italien des 17. Jahrhunderts ist auch Maffeo Barberini zu verdanken. Der spätere Papst Urban VIII. scharte schon früh Künstler und Wissenschaftler um sich und entwickelte sich zu einem einflussreichen Kunstförderer. Schon als junger Mann ließ er sich von Caravaggio porträtieren.

Michael Sweerts (1618–1664), Der Künstler bei der Arbeit, Mitte 17. Jahrhundert, Öl auf Leinwand, 97 x 135 cm, Gallerie Nazionali di Arte Antica, Rom © Gallerie Nazionali di Arte Antica – Bibliotheca Hertziana, Istituto Max Planck per la storia dell’arte, Photo: Enrico Fontolan

So kann, wer durch die in dunklen Gold- und Rottönen gehaltenen Ausstellungsräume geht, einen beeindruckenden Überblick über die Meisterwerke des Barock erhalten. Die exzellente Darstellung von Licht und Schatten beherrschte jeder der hier Ausgestellten. Der perfekte Faltenwurf, die gekrauste Stirn, die Eindringlichkeit, die das Licht einer Kerze hervorruft, ziehen den Besucher in ihren Bann. Räume und Bilder gewähren im wahrsten Sinne des Wortes ein Eintauchen in eine Welt voll Licht und Schatten und zeigen, dass das Museum Barberini auch mit Alten Meistern umgehen kann.

Wege des Barock                                  
Ausstellung bis zum 6. Oktober 2019
Katalog zur Ausstellung

Museum Barberini
Humboldtstraße 5-6
14167 Potsdam

Öffnungszeiten:
Montag, Mittwoch, Freitag bis Sonntag: 10 bis 19 Uhr
Donnerstag: 10 bis 21 Uhr
Dienstag: geschlossen

14 Euro / 10 Euro

Der Stadtrundgang „Italien in Potsdam“ ist als Audiotour, gesprochen von Günther Jauch, in der Barberini App zu finden.

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