Zum Inhalt springen

„StadtLandGeld“ – eine Wanderausstellung von Jugendlichen aus Bolivien, Tansania, den Philippinen und Deutschland

Rating: 5.00/5. From 4 votes.
Please wait...
„StadtLandGeld“ – eine Wanderausstellung von Jugendlichen aus Bolivien, Tansania, den Philippinen und Deutschland
Sanki Bui (rechts)

Die Unternehmung braucht Unterstützung: Hier geht’s zur Crowdfunding-Kampagne.

Das Projekt Interview mit Sanki Bui von Birgit Koß

2010 wurde über drei Brandenburger Vereine (Carpus e.V.,  die RAA Brandenburg und die GSE e.V.)  eine interaktive Wanderausstellung zum Thema  StadtLandGeld organisiert. Hieran arbeiteten Jugendliche aus Bolivien, Tansania, den Philippinen und Deutschland mit. Daraus entstand die Idee, die Jugendlichen aus diesen Ländern zusammenzubringen, um über den klassischen Nord-Süd-Dialog hinauszukommen. Das erste Treffen fand 2011 in Potsdam statt, zur Fragestellung „Wie leben wir?“ „Wie wollen wir leben?“ Ihre nächste Begegnung hatten die Teilnehmer in Sansibar Stadt (Tansania). Dort beschäftigten sie sich mit Fragen zur Ernährung. 2014 gab es ein Wiedersehen in El Alto (Bolivien). Dort diskutierten die Jugendlichen über die verschiedenen Facetten von Gerechtigkeit.

Nun ist das Abschlusstreffen in Puerto Princesa (Philippinen) für August 2016 geplant zum Thema „Wie wir uns und unsere Bilder voneinander verändert haben“.

Die 20jährige Studentin Sanki Bui ist eine Teilnehmerin aus Frankfurt (Oder).

Birgit Koß:  Wie kommt es, dass Sie sich mit 15 für dieses Projekt interessiert haben?
Sanki Bui: Ich habe durch Zufall von einer Freundin davon erfahren. Aber ich war schon immer an anderen Kulturen interessiert und ich fand die Konstellation von diesen Ländern so besonders spannend, weil ich von denen noch gar nichts gehört hatte. Ich wollte wissen, wie es aussieht mit anderen Lebensweisen und anderen Sprachen.

Birgit Koß: Ihr wart damals alle etwa 15 Jahre alt. Wie habt ihr euch verständigt?
Sanki Bui: Das war eigentlich ganz lustig, als wir uns in Potsdam erstmals alle kennengelernt haben. Ein paar von uns konnten ganz gut Englisch und ein paar von uns konnten halt andere Sprachen wie Spanisch. Die Sansibaris konnten Englisch und auch Kiswahil. Aber am besten ging es mit Händen und Füßen. Das bestes Beispiel sind Ayshia aus Bolivien und  Azaluu aus Tansania, die wurden beste Freundinnen. Die eine sprach Englisch und die andere Spanisch, aber sie haben sich trotzdem verstanden, auch durch die Körpersprache. Sie hatten einfach eine Verbindung miteinander.

Birgit Koß: Was war für Sie persönlich das Interessanteste an den Reisen?
Sanki Bui: 2012 waren wir in Tansania. Die haben uns dort super freundlich aufgenommen. Wir hatten das Thema Ernährung und haben dann mit den Fischern dort gesprochen und einen Ausflug mit dem Boot gemacht. Der Fischer hat uns erzählt, dass er drei Jobs gleichzeitig hatte als Fischer, Farmer und Lehrer. Wenn man bei uns als Lehrer arbeitet, dann verdient man genug für seine Familie, das ist dort ganz anders, das hat mich sehr beeindruckt. Wir waren dann auch eine Woche in einer Gastfamilie. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und fand es spannend, dass man sich an alles gewöhnen kann, Z.B: die ganz einfachen Toiletten. Und mir ist aufgefallen, dass wir in Deutschland so viel Lebensmittel verschwenden! In Bolivien hatten wir das Thema soziale Gerechtigkeit. Was mich da besonders berührt hat, war die Kinderarbeit. Wir hatten dort Kontakt zu einer Organisation, die sich für Kinder eingesetzt hat und wir konnten auch mit den Kinder direkt sprechen. Ich war sehr beeindruckt, wie sich so junge Personen für ihre Rechte eingesetzt haben. Und wir haben gelernt, dass es nicht einfach darum geht, Kinderarbeit zu verbieten, sondern die Bedingungen zu verbessern, weil die Familien ohne die Mithilfe der Kinder gar nicht überleben können. Die Kinder besuchten zum Teil eine Abendschule und da habe ich mich ein wenig geschämt, weil ich früher oft gejammert habe, dass ich zu müde zur Schule war und diese Kinder haben den ganzen Tag gearbeitet und danach noch gelernt.

Birgit Koß:  Was nehmen Sie persönlich mit aus diesem ganzen Projekt?
Sanki Bui: Das wichtigste, was ich gelernt habe, ist die Dinge mehr zu hinterfragen. Dadurch dass die Welt inzwischen so vernetzt ist, finde ich es wichtig, mich zu fragen, was tue ich und warum ist das so. Das sind auch so ganz banale Dinge, wie beim Einkaufen darauf zu achten, weniger Plastik zu verwenden, Fair Trade Produkte zu kaufen oder wirklich den Müll zu trennen. Und es ist wichtig, sich umfassend zu informieren.

StadtLandGeld

Birgit Koß: Besteht unter die verschiedenen Jugendlichen auch Kontakt über die Begegnungen hinaus?
Sanki Bui: Durch die neuen Medien ist es sehr einfach, wir können über WhatsApp oder Facebook miteinander kommunizieren. Der Internetzugang wird zum Glück in allen Ländern besser. Wir merken, dass die Freundschaften auch wirklich halten. Selbst wenn wir in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen sind, können wir doch über unsere Probleme sprechen. Ich habe eine Freundin auf den Philippinen, Jiselle, wir verstehen uns super und halten uns auch auf dem Laufenden darüber, was wir so alltäglich machen. Ich denke, dass wir in unserem Projekt alle aufeinander zählen können, wenn einer ein Problem hat! Was uns auch verbindet, ist, dass wir alle miteinander erwachsen geworden sind. Ich werde jetzt den Ort und das Zuhause meiner philippinischen Freundin kennenlernen, dann kann ich sie noch besser verstehen!

Birgit Koß: Wie sieht die Finanzierung des Projekts aus?
Sanki Bui: Insbesondere die Flüge der Bolivianer und der Tansanier zu den Philippinen sind sehr teuer. So versuchen wir durch Spenden und Aktionen unsere Freunde zu unterstützen und Geld zu sammeln. Wir halten beispielsweise Vorträge oder verkaufen Dinge aus Tansania oder selbstgebackenen Kuchen auf Festen und Bazaren. Auch im Frisiersalon meiner Freundin habe ich eine Spendenbox aufgestellt und dann gibt es noch unsere Seite auf Betterplace! Wir wollen Gerechtigkeit schaffen, indem jeder aus der Gruppe die Möglichkeit hat, an dieser Reise teilzunehmen, auch wenn er das Geld nicht alleine aufbringen kann. So habe ich alle meine Freunde angeschrieben und um einen Euro gebeten- das ist doch nicht viel und so sind fast 100 € zusammengekommen. Jeder Euro hilft!
Am meisten erfahren Sie auf unserer Betterplace-Seite, dort haben wir viele Bilder und aktuelle Neuigkeiten von unseren Fortschritten und nächsten Aufgaben und man kann dort direkt etwas Spenden, um unser Projekt zu unterstützen.

Wir lernen gemeinsam – Ein internationales Jugendbegegnungsprojekt der RAA Brandenburg und der GSE e.V. Wer unterstützen möchte, kann dies hier tun.

Rückblick nach Bolivien: Youtube Video auf Spanisch, Bolivien 2014

 

 

Birgit Koß_PortraitÜber die Autorin:
Birgit Koß ist freie Journalistin und Ethnologin und hat sich auf außereuropäische Kultur spezialisiert. Sie rezensiert in verschiedenen Hörfunkprogrammen Bücher und freut sich, dass Lesen ein „Beruf“ sein kann.

 

 

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken

Ein Gedanke zu „„StadtLandGeld“ – eine Wanderausstellung von Jugendlichen aus Bolivien, Tansania, den Philippinen und Deutschland“

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag und die Unterstützung des Projektes. Wir sind sehr stolz darauf, wie sich die jungen Teilnehmenden, denen wir praktisch beim Erwachsenwerden zusahen, entwickelt haben.

    No votes yet.
    Please wait...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert