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Ohne Worte – einfach schön: „Histoire sans Paroles“

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Feuilletonscout Das Kulturmagazin für Entdecker MusikFantastischer symphonischer Big-Band Sound zur Musik der kanadischen Folkrock-Band Harmonium.
Von Ingobert Waltenberger
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Wenn wir heute lesen, dass in den 70-er Jahren eine kanadische Band mit Namen Harmonium als Teil der Progressive Rock Szene in Québec für Furore sorgte und diese Band sich nach drei Alben 1978 wieder auflöste, so ist das eine Kurznotiz vorwiegend lokal geprägter Musikgeschichte. Und dabei wäre es auch geblieben, hätten sich Harmonium Gründer Serge Fiori nicht mit Dirigent, Komponist und Arrangeur Simon Leclerc unter eine verschwörerische Decke gelegt und dort ein eigenwilliges Projekt ausgebrütet. Ihr Ziel: Großteils vergessene oder nur Spezialisten bekannte Musik mit großflächigen Orchesterarrangements einer breiteren und anderen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Dem geglückten Ergebnis können wir auf zwei CDs mit über 140-minütigen Spielzeit oder auf LPs eines Deluxe-Vinyl-Sets lauschen. Und tatsächlich ist an dieser – banal ausgedrückt – Schnittstelle zwischen Popkultur und Klassik ein ganz eigenes Kunstwerk entstanden, das mich nach anfänglicher Skepsis vollauf begeistert. Keinen geringen Anteil daran haben das mit einer Riesen-Streichersektion – Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotten, Hörnern, Trompeten, Tuba, Posaunen, Harfe, Celesta, Pauken und großem Schlagzeug – besetzte Orchestre symphonique de Montréal und der Chor „Les Petits Chanteurs de Laval“. Luce Dufault und Kim Richardson komplettieren mit rauchig-samtenen Vocals, etwa in dem wunderbaren Song “Histoires sans Paroles”, der dem Album als Signum dient.

Die Klangwelten der glücklichen 70-er, denen wir auf dieser Reise, die dem Motto des Songs “Aujourd’hui, je dis Bonjour à la vie” zu folgen scheint, glitzern impressionistisch romantisch, wandern beschwingt den Broadway auf und ab und ergießen sich wie die Niagarafälle in breitleinwandigem Sound-Pomp à la Hollywood in unser Bewusstsein. Die Solistinnen und Solisten des Orchesters prunken mit Flötengezwitscher, kantigen Trompetenfanfaren und exotischen Tanzrhythmen. Wer kann bei soviel guter Laune widerstehen?

Das Cover des in DVD Format erschienen CD-Buchs ziert eine Abbildung des farbenprächtigen, einem abstrakten Expressionismus folgenden Gemäldes “Le Jacob-Chatou” von Jean Paul Riopelle aus dem Jahr 1954.

Histoires sans Paroles – Harmonium Symphonique
Orchestre Symphonique de Montréal

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