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Menschen mit Musik: „Wurm im Ohr“

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Menschen mit Musik

Kolumne von Susanne Falk.

Sie sind die Pest. Manchmal sind sie auch einfach nur nervig. Man wird sie schwer wieder los und sie kommen quasi aus dem Nichts, um uns zu quälen: Ohrwürmer.

In dem wunderbaren Pixar-Film „Alles steht Kopf“ ist es ein Song aus einer Kaugummiwerbung, den kleine Archivare im Gehirn hin und wieder aus reiner Boshaftigkeit in die Hirnzentrale schicken, um das Mädchen, in dessen Kopf sich der gesamte Film abspielt, zu ärgern. Bei mir ist es in letzter Zeit eine instrumentale Sequenz aus einem Film, von der ich nicht herausfinden kann, zu welchem Pop-Musiktitel sie gehört. Ich müsste mir mal in Ruhe die Filmcredits ansehen, um zu kapieren, was da in meinem Kopf brummt.

Angeblich entstehen Ohrwürmer in einer reizarmen Umgebung, wenn der Kopf auf Durchzug schaltet, etwa weil man gerade Routinearbeiten erledigt. Und: Menschen, die viel Musik hören, sind dafür anfälliger als solche, die kaum oder gar keine Musik hören. Was sich dabei im Kopf wiederholt, ist auch recht gut erforscht: Meist sind es Musikstücke mit Text zu denen wir eine bestimmte Assoziation haben, seltener sind es reine Instrumentalstücke. Und sie sollten schleifenfähig sein, sprich es gibt eine Sequenz, die sich wiederholt und die ich, bewusst oder unbewusst, im Kopf mitsingen kann.

Gut, also verdanken tue ich meinen persönlichen Ohrwurm der Serie „Weihnachten zu Hause“ (Ganz großartig! Müssen Sie sich nächsten Advent unbedingt ansehen!), damit assoziiere ich mich selbst in schönster Corona-Krisen-Manie in meiner frisch gestrichenen Küche sitzend und Weihnachtskekse futternd (selbst gebacken) und all meinen Frust mit Portwein runterspülend (schlechte Kombi). Am nächsten Tag sitzt man dann da, zuviel Zucker im Blut und einen Ohrwurm im Kopf.

Wie wird man den wieder los? Hierzu gibt es verschiedene Ansätze. Einer wäre, Kaugummi zu kauen, weil so das „mitsingen“, selbst wenn es stumm geschieht, gestört wird. Man kann den Ohrwurm auch ersetzen, etwa durch ein anderes Lied, mit dem man keine speziellen Emotionen verbindet, z.B. klassische Kinderlieder oder auch „Happy Birthday“. Auch kurze Jingles ohne Schleife eignen sich hier, die man laut ausspricht, etwa „Raunz nicht, kauf!“ oder „Manner mag man eben!“. In jedem Fall muss man selbst aktiv werden. Von alleine verschwinden diese Biester nicht.

Also hab ich in den sauren Apfel gebissen und mich schlau gemacht: Nach zehn Minuten Recherche wusste ich endlich, was mich seit gut zwei Wochen so irritiert hat: „Strangers“ der Sängerin Sigrid. Puh, da bin ich aber erleichtert. Und fange schon mal an zu singen. (Immerhin ist Weihnachten vorbei, Zeit also für neue Serien mit neuen Ohrwürmern…): Happy birthday to you, happy birthday to you…

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