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Menschen mit Musik: „Der Song unseres Lebens“

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Menschen mit Musik

Kolumne von Susanne Falk.

In amerikanischen Liebesfilmen kommt er fast immer vor – der Song! „Liebling, sie spielen unser Lied!“ „Oh ja, Darling! Erinnerst du dich?“ „Wie könnte ich das je vergessen!“ Na toll, denke ich mir, offenbar hat jede bzw. jeder einen Song, den er oder sie mit seinem Partner oder der Partnerin verbindet. Nur ich mal wieder nicht. Mein Leben ist also eindeutig keine billige Hallmark-Romanze.

Wenn sich zwei Menschen kennenlernen, dann ist da unglaublich viel, ein Sammelsurium an Gefühlen: Neugierde, Angst, Hoffnung, Freude, Lust und Vertrauen. Aber Musik gibt es eigentlich nur selten, es sei denn, man lernt sich zufällig im Rahmen eines Konzerts kennen. Soll ja vorkommen. Spätestens bei der Hochzeit kommt dann die Frage auf, zu was man die Tanzfläche eröffnen soll und viele Paare wählen hier ihren persönlichen Song aus. Der kann kitschig sein oder rockig, neu oder ein Klassiker oder auch ein Lied von der längst vergessenen Indie-Band, zu dem man das erste Mal geknutscht hat.

Ich hab so etwas nicht. Bei uns lief und läuft ständig Musik. Ich assoziiere mit meinen Liebsten ein wahres Potpourri an Melodien. Wie soll man denn da einen einzigen Song auswählen?

Mein Jüngster schlief als Baby immer gut zu „Buena Vista Social Club“ ein, wenn ich mit ihm auf dem Arm dazu getanzt habe. Der Große wurde stets ganz andächtig bei Mahlers erster Sinfonie. An das erste Konzert, dass mein Mann und ich besuchten, kann ich mich gar nicht mehr erinnern, respektive ich erinnere mich nur an sein Parfum und dass ich rasend glücklich war, wie wir dort im Konzerthaus nebeneinander saßen. Oder war es der Musikverein? Ich erinnere mich an legendäre Partys bei meiner Freundin B., bei denen wir vollkommen betrunken in der Früh anfingen, Funny van Dannen-Lieder zu singen. Und wann immer das Gespräch auf das Thema „Musik deiner Jugend“ kommt, erklingt bei mir im Hinterkopf R.E.M.‘s „Nightswimming“. Dabei mag ich R.E.M. nicht einmal, ich mochte nur diesen einen Song. Bis heute.

Nun soll man nicht immer von sich selbst auf andere schließen, aber ich glaube, so wie mir geht es vielen Leuten: Auch deren Lebenssoundtrack ist ein Mixtape. Da sind gute und schlechte Momente drauf vereint, das reicht vom Lied zum ersten Tanz bis hin zum Choral, den man auf der Beerdigung seiner Oma vor lauter Heulen nicht mitsingen konnte. Wer sich nur auf ein einziges Lied beschränken kann und sagt „Das ist der Song meines Lebens!“, nun, der hat den Rest vergessen. Oder verdrängt.

Eine sehr besondere Art, einem Menschen ein Lied mit in die Wiege zu legen, das ihn oder sie ein Leben lang begleitet, ist die, diesen Menschen nach einem Song zu benennen. Leonard Cohens „Suzanne“ mag da bei mir eine Rolle gespielt haben und, ganz ehrlich, da hab ich es doch wirklich gut getroffen. Musikalisch verarbeitete Susis bzw. Susannes gibt es überhaupt eine ganze Menge, Marias ebenso, dazu jede Menge Julias, Carens und, unübertroffen, eine Mrs. Robinson. Da hat man dann schon mal einen coolen Nachnamen fürs Leben, verbunden mit einem der besten Songs aller Zeiten, zu dem ich mit meiner Mutter stets als kleines Mädchen durchs Wohnzimmer gerockt bin. Auch so eine wirklich gute, musikalische Erinnerung. Man kann es im Leben wirklich schlechter treffen. Ich kannte mal ein armes Mädchen namens Mandy…

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