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Menschen im Museum: „Ganz schön Gaga“

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Menschen im Museum. Kolumne von Susanne Falk

Kolumne von Susanne Falk.

Wenn ein Kunstmuseum zur Kulisse wird, dann geschieht dies oft und gerne aus einem einzigen Grund: Geld. Das Metropolitan Museum of Modern Art wiederum hat diese Art des Geldverdienens zur Kunst erhoben. So schließt sich ein Kreislauf.

Nein, man muss nicht unbedingt ein Fan von Lady Gaga sein, aber es empfiehlt sich, die Dame wenigstens zu kennen, wenn es um hochkarätige Charity-Events geht, denn die Met-Gala gerät da schnell mal zur Met-Gaga-Show. Da wird gestrippt, was das Designerzeug hält, denn nur ein Outfit zu einem der meist beachteten Red-Carpet-Momente des Jahres zu tragen wirkt schon fast schäbig. Also entkleidet sich die Gaga Stück für Stück und steht am Ende in Unterwäsche da, die teurer ist als mein Jahresgehalt. So weit, so gaga.

Immer zu Beginn der Modeausstellung steht sich die vorwiegend amerikanische Prominenz die Beine in den Bauch, denn dann heißt es wieder: alles bereit zum großen Schaulaufen. Da werden dann als Glitterpapst oder gar als Kronleuchter verkleidete Sängerinnen, Schauspielerinnen oder anders prominente Menschen vor die Kameras geholt, um sauteure Modekreationen zu präsentieren und einem Abend beizuwohnen, der gut und gerne einmal 13 Millionen Dollar einspielt, die dem Museum zugute kommen sollen. Die Frage ist bloß: Wer kommt hier wem zugute?

Die Modewelt feiert sich gerne selbst. Daran ist nichts Verwerfliches. Sie tut dies allerdings um einiges effektvoller als es die Kunstwelt kann. Kunst um der Kunst willen zu machen kann schließlich jeder, Mode um der Mode willen steht schon auf einem ganz anderen Blatt und erhebt diverse Designerstücke schließlich gar in den Olymp der musealen Ausstellungswelten.

Nun ist es oft schwer zu definieren, was Kunst ist. Genauso schwer ist es manchmal zu definieren, was Mode ist. Nur weil man einen Kronleuchter um Katy Perry herumbaut, ist das ja noch lange kein Kleidungsstück. Aber Grenzen lustvoll zu überschreiten ist ganz ohne Zweifel ein Kennzeichen wahrer Kunst. Insofern ist es natürlich logisch, das ganze wiederum in einem Museum abzuhalten, oder wenigstens auf den Stufen davor.

Was die Veranstaltung jedoch in gänzlich andere Sphären erhebt, ist die Tatsache, dass ein Museum für alle Menschen da sein sollte, was man von der Met-Gala nun eindeutig nicht behaupten kann. Die ist nur für Reich und ab und zu auch für Schön, aber vor allem für einen sehr exklusiven Kreis gedacht. Das Fußvolk muss draußen bleiben oder dem ganzen als Kellnerin oder Security beiwohnen.

Aus eigener Erfahrung als Security bei Charity-Events in Kunstausstellungen kann ich sagen, dass es kaum einen enervierenderen Job gibt, als auf prominente Persönlichkeiten aufzupassen, die so tun, als ob ihnen die halbe Welt und auf jeden Fall die Kunst gehört. Da werden Miró-Statuen zu Schreibunterlagen umfunktioniert (tatsächlich geschehen und schnellstmöglich geahndet von nicht weniger als vier entsetzen Securitys), schwungvoll mit Sektgläsern vor Picassos herumgewedelt (keine Ahnung, wie diese Leute es immer wieder schafften, den Sekt in die Ausstellungsräume zu schmuggeln) und über Gott und die Welt geredet, aber sicher nicht über Kunst. Oder wenn, dann nur ganz am Rande. Denn, wie gesagt, bei solchen Veranstaltungen geht es einzig und allein ums Geld. Wer keines hat, bleibt draußen. Wer welches spenden will, nun, der kann kommen. Oder sinnvollerweise auf den ganzen Rummel verzichten, einfach einen Scheck schicken und hinterher bei einem Privatbesuch die Kunstwerke betrachten, um deren Erhalt es eigentlich gehen sollte. Macht nur keiner, sei es aus Furcht vor Anna Wintour, die die Gala seit Jahrzehnten veranstaltet, oder weil man einfach den Wert der eigenen Marke steigern möchte. Um den Wert der Kunst geht es jedenfalls nicht. Aber zum Glück führt so ein roter Teppich ja nicht nur in ein Museum hinein sondern auch wieder heraus und wenn Reich und Schön das Gebäude verlassen haben, wird es wieder zu dem, was es sein sollte: ein Ort für alle.

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