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Meine Bücher! „Flughafenliteratur“

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frau mit büchern

Kolumne von Susanne Falk.

Säue vor die Perlen – so oder ähnlich könnte man das hier bezeichnen, denke ich, als ich die Reihen der Flughafenbuchhandlung abschreite. Wer will denn sowas lesen?

Natürlich mussten wir warten. Und, ganz ehrlich, niemand verbringt gerne viel Zeit auf Flughäfen mit sinnloser Warterei. Das war ja nicht das Problem. Aber was macht man am Flughafen, wenn das Boarding sich hinzieht? Ich gehe dann gerne in den Presseshop und halte Ausschau nach Lesebarem.

An Zeitschriften mangelt es nicht, auch an guten und wenn man in Kauf nimmt, dass die inzwischen fast so viel kosten wie ein Taschenbuch, dann sieht man sich einem vielfältigen Angebot gegenüber. Drehe ich mich einmal um, stehe ich dagegen in einem Horrorkabinett. Und damit ist nicht das Ehepaar gemeint, das in sexy T-Shirts (sie mit BH-Aufdruck, er einfach zwei Nummern zu klein), gebleichtem Haar und aufgespritzten Lippen sich für den Spanien-Urlaub rüstet. Jedem das Seine. Nein, es sind die Buchauslagen, die mich fertig machen.

Nun könnte man ja argumentieren, dass, wer in dieser Zeit noch fliegt, ohnehin als Sünder Buße tun sollte und da kommt der Buchshop gerade recht. Denn die Auswahl an Splatterkrimis, Herz-Schmerz-Romanen und Lebenshilfebücher abgehalfterter Manager ist schon erschütternd. Vor allem die U-4-Seiten haben es in sich. Die Schmonzetten sind grundsätzlich „Bewegend!“ (Ja logisch, ich beweg mich da ganz schnell weg!), „Voller Gefühl!“ (Ich fürchte, das stand auch schon mal auf einer U-4-Seite eines meiner Bücher…) und im schlimmsten Fall ist die Liebesgeschichte zwischen Sam/Tom/Jonas und Sarah/Lara/Leonie eine, „die unter die Haut geht“. Da schüttelt es mich mal kräftig. Brrrr.

Zwischendurch stehen dann ein paar Bücher der Spiegel-Bestsellerliste herum und da scheiden sich dann meine inneren Geister. Als Autorin will ich natürlich auch auf diese Liste. Jeder schreibende Mensch will das, auch die, die Ihnen erzählen, dass sie das nicht wollen. Aber als Leserin gruselt es mich, was sich da so alles an Schrott aneinanderreiht, mit einigen Lichtblicken dazwischen. Also greife ich zu so einem Lichtblick und lese das, was alle lesen: Bonnie Garmus „Eine Frage der Chemie“. Und, was soll ich sagen? Ein Glücksgriff! Stimmung gerettet, Wartezeit sinnvoll überbrückt, Mutter entspannt, Kinder im Zuckerrausch (Süßes gibt es dort ja auch genug zu kaufen). Urlaub eben. Wer hätte das gedacht? Flughafenliteratur kann auch gut sein. In sehr, sehr seltenen Fällen.

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