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Maximale Verdichtung: Tobias Schössler „Sections“

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Maximale Verdichtung: Tobias Schoessler "Sections"Von Stefan Pieper

Diese Klänge muten so fließend, so cineastisch, so erzählend an. Es braucht auf dieser Solo-Piano-CD nicht viel Zeit, bis alle gesagt ist. „For Moondog“ hat Tobias Schössler, der kreative Grenzgänger aus dem ostfwestfälischen Harsewinkel, das Eröffnungsstück seiner aktuellen Solopiano-CD genannt. Und es gibt sie – die starken Affinitäten zwischen dem Pianisten von heute und dem skurrilen US-Musiker, der sogar für Charlie Parker schon Vorbild war. Daran knüpft Tobias Schössler mit seinen bemerkenswerten eigenen Stücken in einem ganz und gar subjektiven Ideenfluss an.

Die Stücke der neuen Platte sind kurz gehalten, wie auch das gesamte Album wenig Zeit braucht, um trotzdem viel zu sagen. In maximaler Verdichtung seziert Tobias Schössler viele musikalische Bezüge. „Sections“, also „sezieren“, drückt es aus. Abstrakt wirkt Schösslers Musiksprache in keinem Moment. In nahezu jedem Stück zeigt sich der Pianist aus Ostwestfalen als Erfinder berührender Melodien. Das Stück „Song in the Corner“ wirkt phasenweise wie ein Choral. „Cantus Morbidus“ ist gar nicht so morbide, wie man meinen mag, sondern streichelt mit sehr lyrischen Impressionen die Seele. Stichwort Impressionismus: Wie facettenreich Tobias Schössler die Anschläge modelliert und Klangflächen schillern lässt, offenbart den leidenschaftlichen Debussy-Spieler. Manchmal werden neutönerische Verfahren auf die Spitze getrieben – etwa eine stark repetitive Struktur, die auch Morton Feldman oder John Cage hätte einfallen können. Aber das alles ist nie Selbstzweck, sondern steht im Dienst einer eigenständigen musikalischen Farbe, die „Sections“ zu einem Album wie kein anderes macht.

„Sections“ (Ww records) ist am 27.Oktober auf CD und in limitierter Auflage auf Vinylplatte erschienen. Aufgenommen wurde im renommierten Fattoria-Musica-Studio.
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