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Literatur: Andrew Miller „Friedhof der Unschuldigen“

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1785 in Paris. Der „Cimitière des Innocents“, der „Friedhof der Unschuldigen“, mitten in der Stadt, muss verschwinden. So wollen es die Behörden. Einstiger Ort des Zusammenkommens, der Huren, Gaukler und Straßenkinder, zeigt das Zeitalter der Aufklärung Wirkung. Der Friedhof stinkt und ist gefährlich für die Hygiene der Stadt. Wer sich mit dem Friedhof arrangiert hatte, mit oder auf ihm lebte, muss ebenso verschwinden wie die Toten. Engagiert wird der junge Ingenieur Jean-Baptiste Baratte. Mit einem abgebrühten Trupp aus flämischen Bergarbeitern macht er sich ans Werk – und gerät beruflich wie privat ins Spannungsfeld des Gestern und Heute: Der Pfarrer der Kirche fällt dem Wahnsinn anheim, der Organist spielt weiterhin in dem verlassenen Gotteshaus. Durch ihn lernt Baratte die Halbwelt von Paris kennen, verliebt sich in das Mädchen Héloïse. Und er trifft auf einen Arzt namens Guillotin. Ein freundlicher Herr, der auf dem Friedhof nach Studienobjekten sucht. Und über allem schwebt bereits das Damokles-Schwert der Französischen Revolution.

FAZ net meint: „Wie Patrick Süskind in seinem „Parfum“ beschwört Miller mit großer Sinnlichkeit die zersetzenden Miasmen und dunklen Abgründe von Paris, wie Hilary Mantel in ihrer meisterlichen Tudor-Trilogie zoomt er die Vergangenheit durch das erzählerische Präsens ganz nah heran.“

Deutschlandradio Kultur: „Man sieht, riecht und schmeckt das Paris jener Jahre. Mit schnellen Strichen und in zartem Pastell, detailreich, poetisch und naturalistisch zugleich zeichnet Miller eine vergangene Welt aus Geräuschen und Farben, Licht und Schatten, Leben und Tod. […]Indem es manchmal etwas zu symbolgeladen auf die Folgen der Auslöschung der Vergangenheit verweist, liest es sich als große Metapher auf die dunkle Seite der Aufklärung. Gewissermaßen wie die Ouvertüre zu der kommenden Epoche, in der das Versprechen von Freiheit in Massenmord und Terror endete.“

Andrew Miller_Friedhof der Unschuldigen

Andrew Miller: „Friedhof der Unschuldigen“
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl
Zsolnay Verlag, Wien 2013.

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