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Lebenslust: Alberto Nepomuceno in der Reihe „The Music of Brazil”

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Feuilletonscout Das Kulturmagazin für Entdecker MusikRezension von Ingobert Waltenberger.

Wow, was für eine nahrhafte Musikkonserve – ploppt beim Öffnen wie Malakofftorte in Caipirinha getränkt – ein süß üppiger, hochprozentig rhythmischer Launebringer. Einfach unwiderstehlich gut. Der große brasilianische Komponist, dessen Musik mit gutem Grund auch Richard Strauss dirigiert hat, wird hier in einem exemplarischen Album vorgestellt.

Alberto Nepomuceno wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Fortaleza geboren, er war nebstbei auch Dirigent und Erzieher. Was für eine schillernde Figur gab dieser kreative Tausendsassa doch ab: Konzertdirektor in Recife, Pianist im Beethoven Club in Rio de Janeiro, sieben europäische Lehr- und Wanderjahre mit Stationen in Rom, Berlin, Wien und Paris. Durch seine Heirat mit der Pianistin Valborg Bang, Schülerin von Edvard Grieg, entstand eine enge künstlerische Verbindung zum norwegischen Meister. Der wiederum inspirierte den jungen Brasilianer, eine nationale „klassisch“-brasilianische Musiktradition zu begründen. Nepomuceno mischte Brahms‘sche symphonische Ideale mit kräftig eingerührter brasilianischer Folklore und darf als künstlerischer Vater von Heitor Villa-Lobos gelten.

Alberto Nepomuceno g-Moll

Die CD wartet mit den populärsten Werken des Komponisten auf und startet mit dem Prelude zu unvollendeten lyrischen Komödie  „O Garatuja“. Die viersätzige Série Brasileira (Brasilianische Suite) entstand in Berlin unter dem Einfluss der gemeinsamen Studien mit dem österreichischen, mit Brahms eng befreundeten Komponisten Heinrich von Herzogenberg. Programmtisch wird in amazonischen Rhythmen ein leichtfüßiger Sonnenaufgang in den Bergen evoziert, Holzbläser und Harfe dominieren den romantisch-exotischen Klang. Ein Intermezzo greift auf das Allegretto des dritten Streichquartetts zurück, der 2/4 Takt des Maxixe genannten brasilianischen Tangos regt zum Mittanzen an. Nach so viel Verausgabung muss geruht werden: Und zwar in der Siesta-Hängematte, deren sanftem Schaukeln der nächste Satz liebevoll gewidmet ist. Mit einer auf afrikanische Wurzeln zurückgehenden humorvollen Batuque schließt diese Suite, die sicher jeden Lebensmüden rasch vom Fensterbrett wieder ins volle Leben katapultiert.

Dass Nepomuceno aber auch seinen Brahms ganz und gar intus hatte, beweist die 1893 entstandene handwerklich herausragende Symphonie in g-Moll. Fabio Mechetti dirigiert das temperamentvoll und in leuchtenden Farben aufspielende Minas Gerais Philhamonic Orchestra. Die in Belo Horizonte aufgenommene CD ist als Zugabe auch klangtechnisch das pure Vergnügen.

Alberto Nepomuceno
Symphonie in g-Moll
Brasilianische Suite
Minas Gerais Philharmonic Orchestra
NAXOS Serie „The Music of Brazil“, 2019
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