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Kulturtipp: The Erlkings – Schubert und Beethoven ganz easy peasy

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Von Ingobert Waltenberger.

Der Erlkönig, aus dem dänischen Ellerkonge stammend, ist eine Art Elfenkönig, der allen Freunden von Poesie und Liedliteratur als gar übler Geselle bekannt ist. Johann Wolfgang von Goethe hat ihn in seiner berühmten Ballade als ein dunkles und gewalttätiges Gespenst mit Kron und Schweif verewigt. In nächtlichem Ritt von Vater und kleinem Sohn will der Erlkönig den feinen Knaben mit in sein Reich nehmen von seinen Töchtern verwöhnen lassen. Das Kind versinkt in halluzinatorische Panik, die Gestalt wird immer bedrohlicher, der Sohn reagiert immer panischer. Der Vater reitet um sein Leben und das des Kleinen, er will nichts als zum heimatlichen Hof. Dort angekommen, ist das Kind in seinen Armen tot.

Dieses Gedicht hat Franz Schubert zu eine seiner eindringlichsten Liedschöpfungen und einige junge Musiker zum Namen einer Band inspiriert.

Das Wiener Ensemble „The Erlkings“ tritt mal als Quartett (Bryan Benner, Ivan Turkalj, Simon Teurezbacher, Thomas Toppler), mal als Quintett (plus Marcello Smigliate Gentile) auf. Zumindest auf den beiden von mir gehörten CDs „The Erlkings Beethoven“ und „The Erlkings Schubert Vol. 3“.

Bryan Benner hat die deutschen Liedtexte von Schubert und Beethoven ins Englische übertragen. Die Idee besteht darin, dass Schubert seine vielen Lieder bei allen privaten Gelegenheiten mit seinen Freunden musiziert hat und dies ihm nachzutun. Bei den Landpartien musste da statt eines Klaviers halt eine Gitarre gezupft werden. Es geht um die Melodien aus tiefstem Herzen und nichts als diese inneren Melodien.

Dass Ludwig van Beethoven sich wirklich seine Lieder im Traum im Süden Italiens von Troubadouren in englischer Sprache gesungen imaginierte, ist zumindest ein schöner Gedanke. „Eine lustige Banda, dazu eine süß südlich gezupfte Mandoline samt innig gestrichenem Violoncello. Die Tiefen Töne wurden da blechern, aber samtig weich virtuos geblasen. Allerlei perkussives Zeug verwob das scheinbar Gegensätzliche zu einem Netzwerk innig verschmelzender Sehnsucht.“

The Erlkings, 2013 gegründet, bereits Schubertiaden-Hohenems und Londoner Wigmore Hall geeicht, verwandeln Schuberts und Beethovens lyrische Spitzeneingebungen zu easy peasy Songs, wie sie in bester Tradition seit Purcell und noch länger existieren. Schubert-Lieder plus Folksound sollen Goethe und Schiller nach dem Selbstverständnis der Erlkings tanzbar machen. Sei es in Konzertsälen, in Clubs oder Bierspelunken, Schubert und Beethoven passen immer. 

Nicht nur die Texte erklingen frei von der Leber weg ins Englische übertragen über den Wolken und dennoch emotional direkt. Die Gesangslinie passt sich genau der Lagerfeuer-Machart an. Aus Kunstliedern werden Folk-Songs. Schuberts „Forelle“ klingt dann so:

Die Arrangements der Erlings haben etwas, das unmittelbar berührt und zu Herzen geht. Der Amerikaner Bryan Benner, Sänger und Gitarrist der Formation, ist eine Art Indie Karaoke Peter Doherty in italienischer Schnulzen Manier. Und so hören wir „Adelaide“, „An die ferne Geliebte“, „Gretchen am Spinnrade“, „An den Mond“, die „Nähe des Geliebten“ & Co faserschmuseweich, hingebungsvoll, im Erzählton eines lässigen Diseurs. Die Wiener Instrumentalisten machen einen coolen Job, mandolinenfunkelnd und tschingderassabum ganz zur Stelle und auf Welle. Im „Mailied“ dürfen sie auch ein bisserl Chor. Blödeln darf auch sein: So nehmt sie den hin, diese Lieder! Ich tu’s jedenfalls, mir gefällts.

Konzerttipp:
Dienstag, 26. April 2022, 20:05 Uhr, Funkhaus München
Marcello Smigliante Gentile, The Erlkings, Falk Häfner
Lieder von Beethoven & Schubert

28. April 2022, Festival Schubertiade in Hohenems
8. Mai 2022, Theater an der Gumpendorferstraße, Wien
Weitere Termine auf der Website des Ensembles

The Erlkings
Ivan Turkalj, Bryan Benner, Simon Teurezbacher & Thomas Toppler
Liedbearbeitungen von Schubert und Beethoven für Stimme, Gitarre, Cello, Tuba, Trommeln, Vibraphone und Mandoline; Rhythmic Dog
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