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Konsens auf Traumniveau: Sabine Grofmeier und Konstantin Manaev bilden eine virtuose Einheit 

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Der Reiz einer Duo-Begegnung liegt an der Ausbalanciertheit zwischen zwei Stimmen oder Instrumenten, die vielleicht auch gegensätzliche Charaktere verkörpern. Im Idealfall kommt eine intensive musikalische Kommunikation heraus. Sabine Grofmeiers Erfahrungsschatz in dieser Richtung ist immens, ebenso jener des Cellisten Konstantin Manaev, der unlängst zwei hervorragende Einspielungen für das ARS-Label vorlegte. Von Stefan Pieper.

Wenn zwei derart erfahrene Musikerpersönlichkeiten nicht nur kurzfristig zusammenkommen, sondern über Jahre etwas Größeres wachsen lassen, kommt eben noch das entscheidende i-Tüpfelchen obendrauf. Und genau das war bei zwei Konzerten in Fürstenwalde bei Berlin im Rahmen des Fürstenwalder Musikzyklus sowie (einen Tag zuvor) im Kulturzentrum Erlöserkirche in der Ruhrgebietsstadt Marl, der Geburtsstadt Sabine Grofmeiers, eindrücklich erlebbar.

Die beiden trafen vor vielen Jahren aufeinander, als sie sich beim Preis der GWK kennenlernten und besannen sich auf ein gemeinsames künstlerisches Projekt. Natürlich nur in loser Regelmäßigkeit, denn der Terminkalender ist bei beiden ständig gut gefüllt. Sabine Grofmeier veranstaltet Konzertreihen in Hamburg und anderswo, ebenso Meisterkurse und ist auch sonst viel international unterwegs. Konstantin Manaev stellt gerade neben zahlreichen anderen Jobs noch ein neues Kammermusikfestival auf die Beine, welches im Juni Premiere hat. 

Beethovens Duo Nr.3 ist eigentlich für Klarinette und Fagott gesetzt, aber es passt auch bestens auf die variable Konstellation „Klarinette plus Cello“, um das Publikum mit viel musikalischer Anmut für sich zu gewinnen. Dann durfte erst mal erfahren werden, welch imponierendes Potenzial dieser Cellist verkörpert. Die Celloliteratur verfügt mit Johann Sebastian Bachs Solosuiten über eine unumstößliche Referenz bis in alle Ewigkeit. Und ja – es hat Überzeugungskraft, wie Manaevs Spiel in einen konzentrierten Sog hineinzieht, sodass man sich noch viel mehr davon wünschte. Diesen Wunsch erfüllte Manaev im zweiten Konzertteil: Mit Johann Sebastian Bachs C-Dur-Suite und mit einer elektrisierenden Gigue als Höhepunkt.

Im Duo zeigten beide, was herauskommt, wenn sich zwei derart gereifte Potenziale ergänzen: Manaevs kraftvoller Ton kann es mit Sabine Grofmeiers expressiver Tongebung und ihrer couragierten Phrasierung aufnehmen. Aber eben so, dass alles leichtfüßig bleibt! Besonders gut ließ sich dies studieren anhand von bekannten Kult-Stücken wie Gershwins „Summertime“, Henri Mancinis „Moon River“, Astor Piazzollas „Oblivion“ und vor allem dessen melancholischem „Libertango“, der – vor allem durch einen kreativen Umgang mit Agogik, fast wie eine gemeinsame Improvisation wirkte.

Sabine Grofmeier und Konstantin Manaev sind der musikalischen Gegenwart nicht abgeneigt. Es  geht hier aber um Farbigkeit und berührende Botschaften und weniger intellektuelle Avantgarde. Von Francesco Bottiglieri hat sie sich eine quirlige musikalische Fantasie auf ihre Wahlheimat Hamburg komponieren lassen. Die Klarinettistin und der Cellist malen sämtliche musikalischen Bilder mit hoher Ausdruckstiefe aus. Eben so, wie der hanseatische Großstadtdschungel in dieser Stadt, in der gerne ein frischer Wind weht, alle Sinne anregt. „Wüstenwind“ ist ein Stück des befreundeten Film-Komponisten Boris Kosak, was wie gerufen kommt für alle, die augenblicklich  das Fernweh plagt. Eine „Disco-Toccata“ von Guillaume Connesson bot nicht nur konstanten Viererbeat, sondern eben auch einen heiße Jazzimprovisationen im Benny-Goodman-Stil.

Keine Frage, dass es die beiden dann auch mit dem unwiderstehlichen Fünfvierteltakt von Dave Brubecks „Take Five“ mit abenteuerlustigem Schwung aufnahmen – und es mit der ganzen polyrhythmischen Dichte gleich einer ganzen Jazzband gleichtaten. Viele Musikerinnen und Musiker trauen sich immer wieder an diese beliebten, zugleich spielerisch anspruchsvollen Stücke. Aus so tiefer Überzeugung etwas Eigenes daraus schöpfen, das können nur wenige.

Consensus on a dream level: Sabine Grofmeier and Konstantin Manaev form a virtuoso unit Experienced musicians Sabine Grofmeier and cellist Konstantin Manaev recently performed two impressive concerts in Fürstenwalde and Marl. Their collaboration, born from a chance meeting years ago, has grown into something remarkable. Despite their busy schedules, Grofmeier organizing concerts and Manaev launching a new chamber music festival, they found time to create beautiful music together. The duo showcased their talents in Beethoven’s Duo No. 3, with Manaev’s captivating cello performance leaving the audience wanting more. They skillfully played well-known pieces like Gershwin’s „Summertime“ and Piazzolla’s „Libertango,“ displaying a seamless musical connection. The concert also featured original compositions, such as Francesco Bottiglieri’s vibrant musical tribute to Hamburg. The duo’s rendition of Dave Brubeck’s „Take Five“ was an adventurous and polyrhythmic delight, akin to a full jazz band. Overall, Grofmeier and Manaev’s collaboration demonstrated their exceptional artistry and deep musical conviction.

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