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Jüdische Kulturtage: „American Dream – Erinnerungen an George Gershwin“

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Von Barbara Hoppe.

In diesem Jahr feiern wir „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Umso schöner ist es, dass die Jüdischen Kulturtage in Berlin nach der corona-bedingten Pause im letzten Jahr nun wieder zwölf Tage lang vor Publikum stattfinden können. Von „Gott lacht mit seinen Geschöpfen“, dem schon fast legendären Abend zum jüdischen Witz mit Gerhard Kämpfe, über „Religious Poetry Slam“ bis hin zum Abschlusskonzert unter der Leitung von Daniel Barenboim ist das Programm so vielfältig wie seit Beginn der Kulturtage im Jahr 1987.

Der amerikanische Traum: Martina Gedeck und Sebastian Knauer erinnern an George Gerschwin

Es sind ungewöhnliche Klänge für ein Gotteshaus. Unter dem Titel „American Dream – Erinnerungen an George Gershwin“ widmen sich Pianist Sebastian Knauer und Schauspielerin Martina Gedeck am 14. November in der Synagoge in der Rykestraße einer ganz besonderen Erfolgsgeschichte.

Als die Eltern von George Gershwin Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika auswanderten, ahnten sie nicht, dass ihr Sohn, der in Brooklyn das Licht der Welt erblickte, später Welterfolge mit seiner „Rhapsody in Blue“, dem Musical „Porgy and Bess“ oder der Orchesterkomposition „Ein Amerikaner in Paris“ haben sollte. Sebastian Knauer blickt musikalisch auf eine lange gemeinsame Zeit mit dem bekannten Amerikaner zurück. Schon in seiner Jugend begeisterte er sich für Gershwins berühmte Songs und die Rhapsody in Blue. Bereits 1998 widmete Knauer anlässlich des 100. Geburtstags von George Gershwin seine Debüt-CD mit allen Solowerken und der Soloversion der Rhapsody in Blue dem Komponisten. „Es ist eine wunderbare und eingängige Melodik, verbunden mit einzigartigen Rhythmen, die Gershwin aus dem Jazz übertragen hat. Trotzdem sah er sich auch als Komponist der sogenannten ernsten Musik, was sein Klavierkonzert besonders gut widerspiegelt“, erklärt der Pianist. Hinzu komme eine scheinbar unendliche Kreativität, unsterbliche Melodien zu schaffen, die immer wieder fasziniere.

Umrahmt werden die Gershwin-Stücke an diesem Abend durch authentische Zeugnisse von Freunden und Weggefährten des Komponisten, auf deren Basis Sebastian Knauers 2018 verstorbener Vater Wolfgang Knauer, ehemaliger NDR-Kulturchef, Texte speziell für dieses Programm schrieb, darunter auch aus der Sicht von Gershwins Schwester Frances. Sie werden von Martina Gedeck gelesen. Auch sie blickt auf eine frühe Erfahrung mit George Gershwin zurück. Die Schauspielerin hatte während ihrer Zeit in den USA die Möglichkeit, „Porgy and Bess“ auf der Bühne zu sehen. Ihre Bewunderung gilt dem Spielerischen, Leichten in der Musik des Amerikaners. Aus seinem Jazz und Blues spreche die Kraft, für die Amerika immer stand, nämliche die Freiheit, findet die Schauspielerin.

Jetzt freut sie sich auf den Gershwin-Abend und die Texte, die sie lesen wird. Texte, die einerseits persönlich sind und andererseits Georg Gershwin in die politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge seiner Zeit stellt: „Frances spricht voller Liebe von ihrem Bruder, von seiner Kindheit, seiner Begeisterung für die Musik von seinem kindlichen Talent und seiner genialischen musikalischen Entwicklung zu einem der größten Komponisten Amerikas und dadurch wird er vor dem geistigen Auge der Zuschauer lebendig und fassbar und seine Musik kommt einem sehr nahe.“

Trotzdem waren sie Zeiten nicht einfach – soziale Ungerechtigkeit, Rassenhass und Antisemitismus gab es auch damals schon. „Als wir mit dem Programm vor einigen Jahren begonnen haben, war mir nicht klar, wie aktuell es einmal wieder sein würde“, meint die Schauspielerin. Aktuell ist das Thema, zeitlos die Musik: „Gershwins Musik ist unsterblich und wird die Menschen noch viele weitere Jahrhunderte überleben,“ fasst Sebastian Knauer das Werk des Komponisten zusammen.

Zum Programm der Jüdischen Kulturtage

Der Artikel war ebenfalls in der Kulturbeilage „Jüdische Kulturtage“ der Berliner Morgenpost, die am 23. Oktober 2021 erschien.

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