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Ihr Alltag ist Performance: „Eva & Adele – L’amour du Risque“. Ausstellung in Berlin

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Von Kirsten Niemann.

Manchmal sieht man sie, wie sie Hand in Hand durch die Stadt spazieren. Sie tragen immer Partnerlook, gerne Kostüme in Rosa oder pink, die Köpfe kahl, die Gesichter akkurat angemalt, auf den kirschroten Lippen ein warmes Lächeln. Manch einer wundert sich, wenn er sie sieht, freut sich wohlmöglich. Eva und Adele sind seit 1991 ein Künstlerpaar. Wo sie auftauchen, ist Kunst. Jetzt gibt es im me Collectors Room eine große Retrospektive.

„Eva & Adele – L’amour du Risque“ heißt die Schau, „Liebe zum Risiko“. Die sollte man sicher haben, wenn man sein Leben der Kunst widmet, wie sie es tun. Anstrengend sei es manchmal gewesen. „Es hat auch Tränen gegeben“, sagt Eva. Sie seien einmal mit Steinen beworfen worden. Einen  besonders schönen Moment erlebten sie bei einem Besuch der Biennale in Venedig. Es war schon spät, nur wenige Menschen waren unterwegs. „Da begegneten wir einem weltbekannten Dirigenten, er hat sich vor uns verneigt.“

Die schönen Momente dürften inzwischen überwiegen, wie die Ausstellung zeigt. Zu sehen sind Zeichnungen, Malerei, Fotografie, Videoarbeiten und einige ihrer Kostüme, die sie immer selbst entwerfen. Ihre Videoarbeit Kisses in the Supermarket von 1997 beispielweise setzt sich humorvoll mit der Idee auseinander, dass sie selbst in einem New Yorker Supermarkt beim Einkauf als Performance leben. Erstmals überhaupt ausgestellt ist die 162 Blätter umfassende Sammlung der Kostümpläne. Darin halten Eva & Adele seit Jahrzehnten penibel jedes Outfit fest – mit den dazugehörigen Paar Strümpfen, Schuhen, Handtaschen und Schirmen.

 

Wunderbare Eindrücke der Ausstellung, die Kunstleben Berlin eingefangen hat:

 

Die Künstler wollen auffallen, sie wollen fotografiert werden. Das ist Teil ihres Konzepts. Wenn sie in der Presse auftauchen, malen und zeichnen sie die Fotografien ab, samt Logo des jeweiligen Mediums, in dem sie veröffentlicht wurden. Schön sind auch die vielen „Sammlerfotos“. Sie zeigen Eva und Adele, wie sie ihre Sammler in ihren Häusern und Wohnzimmern besuchen. Dann werden Gruppenbilder gemacht, die Künstler mittenmang.

Als Kunstpaar haben sich Eva & Adele im April 1991 mit ihrer ersten Performance „Hochzeit Metropolis“ das Ja-Wort gegeben. Unangemeldet und in Brautkleidern sind sie in die „Metropolis“-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau gestiefelt, der ersten internationalen Kunstausstellung im wiedervereinigten Berlin. „Es ging um Selbstfindung und die Demonstration einer unserer künstlerischen Setzungen ‚Over the bounderies of gender’“, sagen sie. Seit dem sind die Künstler nicht mehr aus der Kunstszene wegzudenken. Das gleiche gilt umgekehrt: Die Künstler können auch ihre Rollen – ob sie spazieren gehen, einkaufen oder mit ihrem Van in Urlaub fahren – nicht mehr ablegen. Sie wollen es auch gar nicht. Ihr Alltag ist Performance.

So ein Leben muss ein Kraftakt sein. Laufen Sie immer so rum? Ja. Liegen Sie nie in Jogginghose auf der Couch? Nein. Wie alt sind Sie? 27 Jahre. Wie heißen Sie wirklich? Eva und Adele. Die Ausstellungsbesucher wollen eine Menge wissen. „Sie können die beiden alles fragen. Aber deren Antworten sind immer Teil der Performance“, sagt Heike Fuhlbrügge, die Kuratorin.

Eva & Adele – L’amour du risque
Ausstellung bis zum 27. August 208

me collectors room Berlin
Stiftung Olbricht
Auguststraße 68, 10117 Berlin

Öffnungszeiten
Mittwoch– Montag: 12 bis18 Uhr

8 Euro/4 Euro

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