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„Hinter der Maske. Künstler in der DDR“. Das Museum Barberini begeht den Jahreswechsel mit einer sehenswerten Ausstellung

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„Hinter der Maske. Künstler in der DDR“. Das Museum Barberini begeht den Jahreswechsel mit einer sehenswerten AusstellungWer als Künstler in der damaligen DDR arbeitete, produzierte nicht automatisch Kunst der DDR. Ein gewaltiger Unterschied, der vielfach zu Widersprüchen in den Biographien vieler Künstler führte, mussten sie doch häufig zwischen Auftragsarbeiten und kreativer, politischer oder persönlicher Opposition balancieren. Ein Fakt, mit dem sich das Museum Barberini in seiner aktuellen Ausstellung auseinandersetzt.

 

Wolfgang Mattheuer: Das graue Fenster, 1969, Museum Barberini, © VG BILD-KUNST, Bonn 2016

„Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ heißt sie demnach auch folgerichtig. Folgten frühere Ausstellungen vor allem dem Primat der politischen Aspekte  – staatliche Auftragskunst (Berlin 1995), Diktaturenvergleich (Weimar 1999), Opposition (Berlin 2016) – betrachtet die aktuelle Schau in Potsdam vor allem die kunstgeschichtliche Bedeutung der Bilder. Über 100 Werke, davon zehn aus der Sammlung Hasso Plattner, geben nicht nur ein Gefühl für die Ambivalenz im Schaffen der Künstler, sondern erlauben auch einen Blick auf ihr Selbstverständnis und den künstlerischen Freiraum, den sie sich trotz staatlicher Vorgaben eroberten. Das Museum bezieht sich hiermit auf künstlerische Aspekte, hinter denen die politisch-gesellschaftlichen gleichsam mitschwingen.

Themenräume erleichtern die Orientierung

Die Kuratoren Valerie Hortolani und Michael Philipp machen es dem Besucher leicht, sich zurechtzufinden und zu verstehen. In neun Themenräume gegliedert, führt die Ausstellung durch die Schwerpunkte Malerbilder – Der Künstler und seine Rolle, Spiegelungen – Freie Zugänge zum Selbst, Formexperimente – Abstraktion und Autonomie, Gemeinschaftsbilder – Gruppen und Kollektive, Erbansprüche – Vorbild und Verweis, Schaffensorte – Das Atelier als Bühne und Schutzraum, Maskenpiele – Verkleidung und Verhüllung, Glaubensfragen – Bezüge zum Christentum, Störbilder – Auf- und Ausbrüche. Kurze Texte ordnen die Bilder zeitlich und in den gesellschaftlichen Kontext ein. Exemplarisch seien hier die Zerrissenheit in „Ich“ von A.R. Penck und „Das graue Fenster“ von Wolfgang Mattheuer, in dem sich der Kontrast zwischen dem schützendem Atelier und der anderen Seite besonders gut zeigen, genannt.

A. R. Penck: Ich, 1970, Privatsammlung über Neues Museum. Staatliches Museum für Kunst und Design, Nürnberg, Photo: Stiftung Neues Museum Weserburg Bremen, © VG BILD-KUNST, Bonn 2017

Dem Haus gelingt damit eine spannende Ausstellung, die ein tieferes Verständnis der Künstler in der DDR vermittelt. Viele von ihnen wurden nach der Wende zu Künstlern der DDR gemacht, ohne sich je diesem Staat verbunden gefühlt zu haben. Der nun differenzierte Blick ist ein erster Ansatz der Rehabilitation.

Galerie im Palast der Republik

Begleitend zu, aber nicht Teil der Ausstellung, sind erstmals 16 großformatige Bilder aus der Galerie im Palast der Republik zu sehen. Sie entstanden 1975 anlässlich der Eröffnung des Parlamentsgebäudes 1976 zum Thema „Dürfen Kommunisten träumen?“. 1996 waren sie für kurze Zeit öffentlich zu sehen, seitdem lagerten sie im Depot, waren nur vereinzelt an Ausstellungen verliehen. Im Gegensatz zu „Hinter der Maske“ zeigen sie Staatskunst und bilden damit eine wertvolle Ergänzung zur aktuellen Schau.

Hinter der Maske. Künstler in der DDR.
Ausstellung bis zum 4. Februar 2018
Katalog zur Ausstellung hier

Museum Barberini
Alter Markt
Humboldtstraße 5-6
14467 Potsdam

Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung.

Öffnungszeiten:
Montag, Mittwoch – Sonntag: 10 bis 19 Uhr
1. Donnerstag im Monat: 10 bis 21 Uhr
Dienstag: geschlossen

14 Euro/10 Euro
freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

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