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Heimkino: Christiane Hörbiger in einer frühen Glanzrolle

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Von Stephan Reimertz.

Gleich zweimal hat das Deutsche Fernsehen Arthur Schnitzlers Drama „Das Märchen“ verfilmt. Die frühere Version in der Regie von Theodor Grädler aus dem Jahre 1966 zeigt uns Christiane Hörbiger in einer ihrer frühen Glanzrollen als liebende und zugleich selbstbestimmte Frau.

Kein Wunder, wenn die Frauen den Dichter Arthur Schnitzler liebten und als Leserinnen bis heute lieben. Er war ihr früher Parteigänger und dürfte heute als eine Art Ehren-Feminist bezeichnet werden. So ist es doch zum Beispiel ganz gemein, wenn Männer, die viele Frauen verführen, als toller Hecht betrachtet werden, Frauen, die’s umgekehrt halten, jedoch als Schlampe.

Das störte auch Arthur Schnitzler und beleidigte nicht zuletzt sein Gerechtigkeitsgefühl. In dem Theaterstück Das Märchen im Dezember 1893 in Wien uraufgeführt, kommen die Männer schlecht weg. Der Schriftsteller Fedor hat selbst eine tolle chronique scandaleuse vorzuweisen, und prahlt auch gern mit seinen Eroberungen. In unserm Film kommt Karl Walter Diess in dieser Rolle mit einem einzigen Gesichtsausdruck über die Runden: dem beleidigten. Wenn seine Geliebte, die Schauspielerin Fanny, früher schon einmal einen Freund hatte, erscheint dem so modern und aufgeklärt tuenden Fedor das als eine Zumutung. Fanny wartet vergeblich auf den Heiratsantrag ihres Freundes und schickt ihn am Ende dahin, wo er hingehört.

Christiane Hörbiger als Fanny besticht in dieser Studioproduktion des NDR durch ein inniges, variationsreiches und emotional starkes Spiel. Es ist nicht uninteressant, die große Schauspielerin in dieser Aufzeichnung von 1966 in einen ihrer frühen Glanzrollen zu erleben.

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