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Ein Moment mit … Axel Neumann, Füllermaler

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Ein Moment mit ... Axel Neumann, FüllermalerIhm gelingt es, mit dem Patronenfüller und Acrylfabe zu malen. Seine Technik besteht  aus unzählbar vielen Strichen, keiner größer als 1-2 mm. Axel Neumann gilt als der erste Füllermaler. Nun sind seine Füllergemälde in Worms in einer Soloausstellung zu sehen. Barbara Hoppe sprach mit dem Künstler.

Feuilletonscout: Man liest, dass Sie zur Malerei gekommen sind, nachdem Sie sich drei Wochen in die Isolation begeben haben, in Stille und Dunkelheit. Die Bilder kamen dann zu Ihnen. Hat Sie das damals geängstigt?
Axel Neumann: Ja, aber nur kurz, ein paar Minuten vielleicht. Danach war es selbstverständlich. Sie dürfen sich das nicht als etwas Spektakuläres vorstellen.

Feuilletonscout: Wie sind Sie darauf gekommen, diese Bilder mit einem Füller zu malen?
Axel Neumann: Beim Schreiben mit dem Füller bin ich zufällig darauf gekommen. Vorher hatte ich verschiedene Maltechniken erfolglos durchprobiert. Der Füller war das einzige Werkzeug, mit dem ich schließlich das Gesehene abbilden konnte.

Feuilletonscout: Was ist das Besondere daran? Was geht besonders gut, was ist schwierig?
Axel Neumann: Die Feder ermöglicht präzises Arbeiten. Die Herausforderung liegt im Tintenleiter. Dieser ist nicht für Pigmente ausgelegt und verstopft leicht. Für meine Arbeit ist es jedoch wichtig, dass die Farbe lichtecht ist, also Pigmente enthält, und ununterbrochen fließen kann.

Feuilletonscout: Wie muss man sich den Malprozess vorstellen? Anders als beim Arbeiten mit dem Pinsel ist das Malen mit dem Füller ja eher filigran. Die Vorstellung eines Künstlers, der einen Eimer Farbe auf der Leinwand ausschüttet und wild darin herumwischt stellt sich beim Füllermaler nicht ein. Nehmen Sie einfach einen Schulfüller, stecken eine Tintenpatrone ein und legen los?
Axel Neumann: Nein, so einfach ist es nicht. Ganz am Anfang habe ich mit bunter Tinte gearbeitet. Aber nur kurz, bis ich merkte, dass Tinte verblasst. Danach waren einige Entwicklungsschritte notwendig, bis ich eine lichtechte Farbe hatte, die ich zuverlässig mit dem Füller verarbeiten kann. Heute arbeite ich mit einer selber zusammengemischten Farbe. Der Rest ist Berufsgeheimnis. Mir ist sorgfältiges, exaktes Arbeiten wichtig. Für mich ist das Malen eine Art Versenkung. Ich male ja nur ab, was ich vor meinem geistigen Auge gesehen habe. Es geht auch um die Zuwendung im Moment des Machens. Beim Betrachter kann nur das ankommen, was ich in ein Bild hineingegeben habe.

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Axel Neumann: Füllergemälde / Foto: Max Helbig

Feuilletonscout: In Worms sind in Kürze 74 Ihrer Arbeiten zu sehen. Wie viel Malzeit steckt in diesen Bildern?
Axel Neumann: Ich weiß es nicht genau. Es ist aufwendig, mit dem Füller zu malen. Ein paar Jahre vielleicht.

Feuilletonscout: Die Ausstellung ist begleitet von Licht, Musik und einer Computeranimation. Warum?
Axel Neumann: Ich will das 11. Gebot von Billy Wilder nicht brechen: Du sollst nicht langweilen. Nein, im Ernst. Weil es mir so gefällt und ich es richtig finde. Es geht auch darum, dem Betrachter die Angst vor der Kunst zu nehmen. Mein Fokus liegt auf der Wirkung meiner Motive.

Feuilletonscout: Es geht auch um Höhleninkubation und sensorische Deprivation. Inwiefern?
Axel Neumann: Wie Yulia Ustinova, die an der Universität des Negev forscht und lehrt, es einmal beschrieben hat, dient der Entzug von äußeren Reizen (wissenschaftlicher Begriff dafür lautet sensorische Deprivation) dazu, innere Bilder heraufzuholen. Bei den alten Griechen war das eine übliche Praxis. Das wusste ich aber noch nicht, als ich mich drei Wochen zurückgezogen habe. Als Höhleninkubation bezeichnet man in der Wissenschaft den Rückzug in die Dunkelheit. Ich bin Frau Ustinova für ihre Unterstützung meiner Wormser Ausstellung sehr dankbar.

Feuilletonscout: Was sollen Betrachter Ihrer Bilder mitnehmen?
Axel Neumann: In der Inkubation habe ich gelernt, mir selber zuzuhören. Meine Bilder sind ein Angebot an Menschen, sich zu öffnen und ihre innere Wahrnehmung zu entwickeln.

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Axel Neumann/ Foto: Max Helbig

Feuilletonscout: Sie sind auch Schauspieler, spielen im Theater und im Film. Wenn Sie sich entscheiden müssten – wären Sie lieber Maler oder Schauspieler?
Axel Neumann: Ich hoffe, nie eine solche Entscheidung treffen zu müssen. Ich liebe beide Berufe und sie ergänzen einander. Als Schauspieler bin ich Interpret. Als Maler jedoch Produzent meiner eigenen Sache und das ist natürlich reizvoller. Im Ernstfall würde ich mich für die Malerei entscheiden.

Feuilletonscout: Was kommt nach der Ausstellung in Worms?
Axel Neumann: Schauen wir mal.

Vielen Dank für das Gespräch, Axel Neumann!

The Sense of Beauty
Farbe, Form, Licht-Magie
Die ersten Füllergemälde der Welt, multimedial präsentiert von und mit Axel Neumann, Füllermaler & Schauspieler
Ausstellung bis zum 29. Juli 2017

Der WORMSER
Von-Steuben-Straße 5
67549 Worms

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 10-18 Uhr
Samstag: 9-12 Uhr

Eröffnung im Rahmen der Wormser Kulturnacht am 8. Juli 21 Uhr.
Präsentation mit dem Künstler jeweils um 21.15 Uhr, 22.15 Uhr, 23.15 Uhr und 00.15 Uhr.
Am 29. Juli Präsentation mit dem Künstler um 20.00 Uhr

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