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Die Herausforderung: Zwei Uraufführungen und vier Wochen Zeit. Heute: Die zweite Woche

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Der Countdown läuft. Die Herausforderung: Zwei Uraufführungen und vier Wochen Zeit. Bariton Peter Schöne nimmt sie an
© Gisela Schenker

Zwei Uraufführungen, aber die Noten kennt bis kurz vorher nur der Komponist. Ein Sänger, der die Herausforderung annimmt und sich die Stücke innerhalb von vier Wochen erarbeitet. Was kommt da auf ihn zu? Wird er es mögen? Und vor allem: Wird er es schaffen, bis zur Aufführung bereit zu sein? Die ist am 9. Juli und heißt: Eröffnung der Bad Kissinger Liederwerkstatt.

Drei Wochen lang begleitet der Feuilletonscout den Weltklasse-Bariton Peter Schöne bei der Arbeit an Werken von Franghiz Ali-Zadeh und Gordon Kampe, verfolgt seine Fortschritte, Lust und Last beim Kampf mit dem Unbekannten und spürt dem Nervenkitzel nach, rechtzeitig fertig zu werden.

Die zweite Woche

Feuilletonscout: Womit kämpfen Sie gerade? Und was läuft richtig gut?
Peter Schöne: Ehrlich gesagt, kämpfe ich immer noch mit dem Text des Brodsky-Gedichts. Es ist so ein starker Text. Hoffentlich habe ich ihn richtig interpretiert.
Aussprachehilfe bekommt man bei Youtube. Da gibt es muttersprachliche Unterstützung. Das hilft!
Und ich kämpfe mit den Texten bei Gordon Kampe, denn vieles ist sehr schnell komponiert. Nicht nur die Noten sind an diesen Stellen schwierig, sondern auch die vielen Konsonanten im Text, die alle gesungen sein wollen.

Aber es geht voran…versuchen Sie das hier unter 4 Sekunden: „okopf umkopf beikopf abkopf dennkopf verkopf vorkopf amkopf niekopf nachkopf“ … bum!

Feuilletonscout: Sind Sie sich mit Franghiz Ali-Zadeh und Gordon Kampe  immer einig?
Peter Schöne: Das wird sich eigentlich erst vor Ort richtig zeigen. Da ich die Komponisten erst im letzten Stadium der Proben vor den Aufführungen sehen werde, gibt es sicherlich Abstimmungsbedarf. Man darf ja nicht vergessen, dass am Anfang immer ein Text steht, der vom Komponisten „interpretiert“, also komponiert wird. Dann kommt noch die Interpretation des Pianisten und meine eigene dazu. Es ist dann immer sehr schön, wenn man noch einmal den Komponisten fragen kann, wie manche Stelle gemeint ist.
Geht bei SchubertSchumannBrahmsMendelssohn ja nicht mehr. Noch ein Vorteil bei zeitgenössischer Musik. Manchmal ändert der Komponist sogar etwas nach den Wünschen der Interpreten. Kommt ganz drauf an.

Feuilletonscout: Was machen Sie, wenn Sie sich nicht einig sind?
Peter Schöne: Ringen um eine Einigung. Ein „Brexit“ ist dabei sehr unwahrscheinlich… (lacht)

Feuilletonscout: Wie geht es mit den Liedern von Gordon Kampe  voran? Haben Sie Ideen, wie Sie sie theatralisch darstellen? Wie kommen Sie stimmlich mit den Extremen der Stücke zurecht?
Peter Schöne: Ja, es geht voran. Wie schon oben beschrieben, spielt sich viel über den Text ab. Den werde ich versuchen, so plastisch wie möglich zu gestalten. Schon die Worte sind oft allzu komisch und kauzig. Mit guter Artikulation wird das schon von allein grotesk komisch, denke ich.
Hoffentlich schaffe ich es, viele Stellen so gut wie auswendig zu lernen. Dann wirkt es gleich noch besser aufs Publikum.
Wenig Zeit… Ich gehe jetzt wieder üben… „gern bis zur Erschöpfung“ wie Gordon Kampe schreibt.

Fortsetzung folgt…

© Gisela Schenker
© Gisela Schenker

Peter Schöne hatte seinen Durchbruch 2003, als er den Schubert-Wettbewerb in Graz gewann. Mit seinem lyrischen Bariton als Opern- und besonders als Liedsänger begeistert er seitdem sein Publikum. Persönlich interpretiert Schöne gern Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, wobei er immer wieder auch mit Musikern wie Axel Bauni und den Komponisten Aribert Reimann, Wolfgang Rihm und Moritz Eggert zusammenarbeitet. Ende dieser Saison veröffentlicht der Berliner sein neues Album mit ausgewählten extravaganten Liedern des Philosophen Friedrich Nietzsche.

 

 

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