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Der Countdown läuft. Die Herausforderung: Zwei Uraufführungen und vier Wochen Zeit. Bariton Peter Schöne nimmt sie an

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Der Countdown läuft. Die Herausforderung: Zwei Uraufführungen und vier Wochen Zeit. Bariton Peter Schöne nimmt sie an
© Gisela Schenker

Zwei Uraufführungen, aber die Noten kennt bis kurz vorher nur der Komponist. Ein Sänger, der die Herausforderung annimmt und sich die Stücke innerhalb von vier Wochen erarbeitet. Was kommt da auf ihn zu? Wird er es mögen? Und vor allem: Wird er es schaffen, bis zur Aufführung bereit zu sein? Die ist am 9. Juli und heißt: Eröffnung der Bad Kissinger Liederwerkstatt.

Drei Wochen lang begleitet der Feuilletonscout den Weltklasse-Bariton Peter Schöne bei der Arbeit an Werken von Franghiz Ali-Zadeh und Gordon Kampe, verfolgt seine Fortschritte, Lust und Last beim Kampf mit dem Unbekannten und spürt der Aufregung nach, rechtzeitig fertig zu werden.

Feuilletonscout: Brauchen Sie den Nervenkitzel, um kreativ zu sein?
Peter Schöne: Für mich sind Uraufführungen etwas ganz Besonderes. Andere Leute suchen nach einer unentdeckten Insel oder versuchen, zum Mars zu fliegen und diesen zu erforschen (und auch zu erobern). Ich begebe mich auf Entdeckungs- und Eroberungsreise in das Reich der Töne und der Musik. Ein noch niemals aufgeführtes Stück zu entdecken, das bis dahin nur im Kopf des Komponisten und auf Papier vorhanden ist, kann ziemlich spannend sein.
Der Nervenkitzel ist zugegebenermaßen am Größten in dem Moment, wenn die neuen Noten ankommen. Im vorliegenden Fall per E-Mail.
Es fühlt sich so an, als wenn ein neuer Roman vom Lieblingsautor veröffentlicht wird. Man kann es kaum erwarten und ich kann verraten, meine Vorfreude wurde noch nie enttäuscht.
Auch diesmal nicht.

Feuilletonscout: Wer kam eigentlich auf die Idee, die Kissinger Liederwerkstatt mit zwei Uraufführungen mit Liedern, die heute noch gar nicht existieren, zu eröffnen?
Peter Schöne: Die Idee geht auf eine Initiative von Eleonore Büning von der FAZ und Kari Kahl-Wolfsjäger (Intendantin Kissinger Sommer) aus dem Jahr 2004 zurück. Zuerst gab es die Liederwerkstatt in Bad Reichenhall beim Festival Alpenklassik. Ich durfte schon 2005 erstmals mit dabei sein. Alles war sehr aufregend, denn der Bayerische Rundfunk schnitt damals die Konzerte mit, was den Druck auf uns Künstler natürlich erhöhte.
Zwischenzeitlich hat Frau Kahl-Wolfsjäger in Bad Reichenhall aufgehört und führt die Liederwerkstatt nun in Bad Kissingen fort.
Axel Bauni war von Anbeginn der künstlerische Leiter und Spiritus Rector. Er war es auch, der mich immer wieder eingeladen hat, mitzumachen.

Feuilletonscout: „Sie haben gerade die Noten bekommen. Wie ist Ihr erster Eindruck? Wo sehen Sie die Schwierigkeiten / was gefällt Ihnen am besten?“
Beide Stücke, die ich bekommen habe, sind auf ihre Art sehr anspruchsvoll.
Das Lied von Frangis Ali-Sade ist ein leidenschaftliches Stück auf einen Text von Iosif Brodsky. Zum Glück habe ich in meiner Kindheit Russisch gelernt, sonst wäre ich jetzt ziemlich ratlos. Zumindest den Inhalt des Gedichts habe ich also schon in etwa dechiffriert. Die Musik ist zum Teil wild und unnachgiebig. Das ist auch eine Menge Arbeit für den Pianisten. Ich freue mich sehr darauf.

Gordon Kampe hat gleich einen kleinen Zyklus von Liedern geschickt. „Winzige Lieder“ steht darüber. Es sind auch „witzige“ Lieder und teilweise sind sie gar nicht so winzig. Hier ist auf jeden Fall schauspielerisches Talent gefragt, denn diese Lieder will ich gerne so gut es geht theatralisch darstellen. Stimmlich werde ich sehr gefordert. Da gibt es viele Extreme.
Und das ist dann auch das Spannende und Schwierige an der Kissinger Liederwerkstatt, denn nicht nur diese Uraufführungen, sondern auch ganz traditionelles Liedgut kommt zum Klingen. Die korrespondierenden Stücke kenne ich jetzt noch gar nicht.
Ich sehe schon, die Zeit wird wie immer knapp, aber das macht den Reiz aus.
Wie Gordon Kampe so schön über das dritte Lied „Der Gehenkte“ schreibt:
– vollmundig und immer druff –

Fortsetzung folgt…

 

© Gisela Schenker
© Gisela Schenker

Peter Schöne hatte seinen Durchbruch 2003, als er den Schubert-Wettbewerb in Graz gewann. Mit seinem lyrischen Bariton als Opern- und besonders als Liedsänger begeistert er seitdem sein Publikum. Persönlich interpretiert Schöne gern Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, wobei er immer wieder auch mit Musikern wie Axel Bauni und den Komponisten Aribert Reimann, Wolfgang Rihm und Moritz Eggert zusammenarbeitet. Ende dieser Saison veröffentlicht der Berliner sein neues Album mit ausgewählten extravaganten Liedern des Philosophen Friedrich Nietzsche.

 

 

 

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