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Dämonisches im Hamburger Bahnhof

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Von Barbara Hoppe.

„Mein Blick bewegt sich in konstanter Geschwindigkeit und alles wurde unumkehrbar in dem Moment, in dem ich es sah.“ So beschreibt sich Agnieszka Polska in dem großen Sonnen-Video, das im letzten Jahr im Hamburger Bahnhof zu sehen war. Die polnische Künstlerin, 1985 in Lublin geboren, erhielt dafür den Preis der Nationalgalerie. Die Jury urteilte: „In ihrem scharfsinnigen Werk behandelt Agnieszka Polska einige der dringendsten Fragen unserer Zeit. Sie baut eine poetische und affektbetonte Spannung zwischen den visuellen und akustischen Sprachen unseres digital geprägten Alltags auf.“

 

Seit Ende September steht im Hamburger Bahnhof eine neue Mehrkanal-Video-Installation der Künstlerin, ihre bisher aufwendigste Inszenierung. In der Historischen Halle des Museums installiert Polska vier großformatige Projektionen, in denen sie Realfilm und animierte Sequenzen miteinander verbindet. Ausgangspunkt ist ein historischer Schriftverkehr aus dem 15. Jahrhundert zwischen dem damaligen Verwalter der polnischen Salzbergwerke Mikołaj Serafin, seinen Kreditgebern und -nehmern sowie seinen Angestellten. Es ist die Geschichte des Boten, die Polska hier erzählt. Der Junge verirrt sich im Wald, wo er nach einer unerwarteten Begegnung eine halluzinatorische Vision hat. „Eine inhaltlich vielschichtige und visuell beeindruckende Arbeit, so Kurator Sven Beckstette. „Christliche Vorstellungen vom Weltuntergang verbinden sich mit heutigen Problemen und Theorien von Ressourcenverbrauch und Informationsökonomik.“ Es ist „The Demon’s Brain“, der dem Boten erscheint und der der Ausstellung den Namen gibt. Polska kritisiert die selbstzerstörerische Kraft von auf Kurzfristigkeit basierende wirtschaftliche Strategien der Gewinnmaximierung, sieht in ihnen dämonische Prozesse. Beeindruckend findet Sven Beckstette auch, wie die Künstlerin mit den Gefühlen der Betrachter spielt. „Durch den Einsatz von affektauslösenden Reizen – übergroße Augen, angenehme Stimmen – erhalten ihre Figuren eine emotionale Wirkung, die in Kontrast zur totalen Künstlichkeit ihrer digitalen Animationen steht. Dadurch sind ihre Werke auch Reflektionen darüber, wem wir was glauben bzw. wem wir warum Vertrauen schenken.“

Agnieszka Polska. Preisträgerin Preis der Nationalgalerie 2017
The Demon’s Brain
27. September 2018 – 3. März 2019
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin

Hamburger Bahnhof. Museum für Gegenwartskunst 
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin

Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch, Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Donnerstag: 10 bis 20 Uhr
Montag: geschlossen

8 Euro/4 Euro

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