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Matteo Strukul: „Mila“

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Eine Rezension von Barbara Hoppe

Matteo Strukul: „Mila“Bluttriefend mit einem Augenzwinkern: Matteo Strukul sprengt Genregrenzen jenseits von Gut und Böse

Nein, „Mila“ hat nicht die Schaukelstuhl-Gemütlichkeit eines „Maigret“-Romans, zeigt nicht die Raffinesse der Suterschen Gaunereien, den britischen Humor eines Reginald Hill, die Genussfreudigkeit eines Chefinspektors Bruno oder die deutsche Polizeiarbeit eines Norbert Horst. Und obwohl sich Hauptfigur „Mila“ mit der Mafia anlegt, ist es – setzt man den Maßstab bei Puzos „Pate“ an – auch kein Mafiaroman.

„Mila“ ist ein Action-Thriller in Form eines Rächer-Romans. Irgendwo zwischen „Für eine Handvoll Dollar“ und „Kill Bill“. Trashig, trivial, brutal, grausam und angesichts Sätzen wie dieser zum Niederknien macho:

„Wer bist du eigentlich? Die heilige Muttergottes höchstpersönlich?“

„Schluss mit dem Scheiß. Beantworte meine Frage, Baby.“

„Was bildest du dir eigentlich ein, du Rotzgöre? Dass du hier einfach so reinschneien und mich beleidigen kannst? Das hier ist mein Spielplatz, und wenn du mir auf die Eier gehst, bist du schneller wieder draußen, als du reingekommen bist! Und vorher breche ich dir alle Knochen, verdammte Scheiße!“

Doch mit der Rotzgöre ist nicht zu spaßen. Mila ist eine (natürlich!) rothaarige wild-elegante-sexy, durchtrainierte, kluge und eiskalte Killerin, die in Martial-Arts-Manier ihre Gegner aus dem  norditalienischen organisierten Verbrechen außer Gefecht setzt und abgeschlagene Köpfe, Hände und sonstige Gliedmaßen en masse ohne mit der Wimper zu zucken zurücklässt. Matteo Strukul jongliert lustvoll mit allem, was es an Stereotypen gibt: vom dumpfbackigen Mafia-Killer bis zum leisen, aber grausamen Tiraden-Chef lässt er nichts aus. Und der Leser? Der jagt ein wenig atemlos durch die Seiten. Die Erzählstruktur ist straff und schnörkellos, wie der Rachefeldzug der roten Mila. Verwundert reibt man sich die Augen: Soll man das wirklich gut finden? Ja, wenn man Spaß an blutrünstiger „Plopp-plopp, paff-paff-paff“ –  Action-Literatur hat. Und nochmals ja, denn Matteo Strukul schafft ein Genre, das zwischen Trivialroman und Thriller modern rasant den kleinen Wunsch in uns nach einer Superheldin jenseits von Gut und Böse erfüllt.

Leseprobe Mila

Matteo Strukul
Mila. Bete, dass die Polizei dich zuerst findet
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
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Ein Gedanke zu „Matteo Strukul: „Mila““

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